Die PowerConf C300 ist die erste 1080p/60fps Full HD-Webcam von AnkerWork. Letzte Woche vorgestellt, trudelte sie nach wenigen Tagen zum Test ein.
Anker ist bis jetzt für hochwertiges Zubehör wie Ladekabel, Powerbanks und Ladegeräte bekannt. Mit der AnkerWork-Linie betritt man Neuland und dringt in eine Home Office-Bereich vor: neben der C300 Webcam, wird man demnächst auch den passenden Konferenzlautsprecher auf den Markt bringen.
Aber kommen wir zunächst einmal auf die 1080p Webcam zurück, die sich anschickt das Leben der Home Office-Geplagten wenigstens mit pfiffigem Zubehör ein wenig zu erleichtern. Vorweg: neben den reinen technischen Eckdaten sticht die AnkerWork-App hervor, die ich euch daher etwas genauer vorstellen möchte.
Unboxing und Einrichtung
Gut verpackt und stilsicher im Design macht die C300 bereits vor dem Auspacken einen guten ersten Eindruck. Dieser setzt sich nahtlos fort, wenn man die Webcam beginnt auszupacken. Logisch, die Webcam ist am Start, ein USB-C 3.2-Kabel, aber auch ein passender auf Adapter für alte USB-C-Ports sowie zwei Clips zum Schutz eurer Privatsphäre.
Der „Sichtschutz“ besteht aus zwei Teilen, den ihr aber auch als Grobmotoriker anbringen werdet, wenn ihr ein vorsichtig und bedacht vorgeht. Hierzu entfernt ihr zunächst den Schutzfilm von der Rückseite und bringt abschließend die Abdeckung über der Kamera an. Und zwar am besten so, dass ihr weder die Mikrofone noch die LED-Leuchte rechts und links von der Kamera-Linse abdeckt. Ist mir beim ersten Mal passiert, habe es aber Dank der mehrsprachigen (auch auf Deutsch!) und bebilderten Anleitung recht schnell bemerkt. Die Übersetzung ist im Übrigen vorzüglich gelungen, was bei sino-amerikanischen Produkten leider nicht immer der Fall ist.
Spezifikation und Technik der AnkerWork PowerConf C300
Wie schaut es mit der Technik aus, die man für knapp 130 Euro bekommt? Günstig ist die Kamera demnach schon einmal nicht. Die Kamera löst in 1080p und bietet, wie einige günstigere Webcams mittlerweile auch, eine Bildwiederholungsrate von 60 FPS, aber auch bei höherer Auflösung und nicht nur in 720p. Der Betrachtungs- respektive Aufnahmewinkel beträgt 115 Grad, womit auch beleibtere Zeitgenossen selbst nach über einem Jahr Zwang-Home Office noch ins Bild passen sollte. Zum Vergleich: die Logitech 4K, die ich privat nutze erlaubt hier ein maximales Sichtfeld von 90 Grad auszuwählen, vergleichbare Konkurrenzprodukte liegen meist eher bei 70 bis 80 Grad – etwa die Logitech C922 HD.
Der Autofokus wird mit einer Reaktionszeit von 0,35 Sekunden angegeben. Diesen Wert habe ich zwar nicht nachgemessen, in der Praxis konnte ich der C300 aber beim Neujustieren des Autofokus (wenn man in der Konferenz den Kopf bewegt) bescheinigen.
In puncto Ton hervorzuheben, sind die gleich zwei verbauten Mikrofone mit integrierter Geräuschisolierung, die für durchschnittliche Ansprüche genügen sollten. Wer aber viel Zeit online verbringt, weiß um die Vorzüge einer externen Mikrofon-Lösung. Oder sollte hierzu einmal seine Gesprächsteilnehmer befragen.
Neben diesen rein zahlenbasierten Spezifikationen hat Anker noch einige zusätzliche Features reingepackt, die ich im nächsten Punkt behandeln werde.
Einrichtung, Features und Bedienung
Ausgepackt und gewundert, habe ich mich gleich daran gemacht, die Webcam am Computer auszuprobieren. In der Verpackung legt Anker den Link bei (siehe Bild oben), von wo aus ihr die Software zum Betrieb der Webcam beziehen könnt. Ihr könnt selbstredend auch auf die AnkerWork App (Mac/Windows) selbstredend auch verzichten und die Kamera auch so in Zoom, Jitsi und anderen Konferenzprogrammen nutzen, ich empfehle aber ausdrücklich die PowerConf C300 so wie vom Hersteller vorgesehen einzurichten.
Gleich nach der ersten Installation wurde eine neue Firmware zum Download angeboten und auf Nachfrage problemlos installiert. Die Aktualisierung dauert hierbei nur wenige Minuten. Ihr solltet aber auch die App selbst von Zeit zu Zeit auf Aktualisierungen hin überprüfen – automatisch zum Update wurde mir die neuere Version (zum Testzeitpunkt V. 1.0.1) leider nicht. Die Kamera selbst habe ich mit den Firmware-Versionen 1.42 und 1.44 getestet.
AnkerWork wirkt auf den ersten Blick modern, aufgeräumt und ansprechend. Es gibt aber viele Möglichkeiten, das Bild zu manipulieren und die Funktionen seinen persönlichen Bedürfnissen anzupassen.
Es stehen drei vordefinierte sowie einen frei anpassbarer benutzerdefinierter Modus zur Verfügung, wobei euch die AnkerWork App bei der Auswahl und Entscheidungsfindung durch einblendbare Hinweise hilft:
- Persönlicher Modus
- Live-Streamer Modus
- Konferenzraum-Modus
- Benutzerdefinierter Modus
In den vordefinierten Modi sind bestimmte Einstellungen nicht möglich und Parameter fest vorgegeben: so läuft der persönliche Modus fest mit 1080p und 30 FPS, während beim Live-Streamer-Modus 1080p und 60 FPS möglich sind, jedoch kein HDR und so weiter. Sobald ihr einen der Werte ändert, seid ihr im benutzerdefinierten Modus. Hier lässt sich die Auflösung in drei Stufen verändern (von 360p, 720p auf bis zu Maximal 1080p), als Bildwiederholfrequenz stehen 50 und 60 FPS zur Verfügung. Übrigens: HDR ist nur bis maximal 1080p und 30 FPS möglich.
Ihr könnt aber auch den Aufnahmewinkel in drei Stufen von 78, über 90 bis hin zu maximal 115 Grad ändern, wenn ihr neben eurem hübschen Gesicht auch noch mehr vom Hintergrund oder mehrere Personen im Bildausschnitt braucht. Damit deckt man mehrere Personen gut ab, ist man Solo vor der Webcam unterwegs, hätte es ein kleinerer Bildausschnitt aber auch getan. Manch einer dürfte das als unangenehm empfinden.
Ebenfalls sehr praktisch sind die beiden Modi Auto-Frame und Solo-Frame: beim Auto-Frame behält die Kamera (mehrere) Personen immer im Rahmen, selbst wenn diese sich frei im Raum bewegen. Im Modus Solo-Frame folgt die Kamera automatisch der Person im Vordergrund. In der Praxis klappt das ausgezeichnet, wenn auch die Schwenks und Zooms auf den ersten Blick mitunter irritierend wirken könnten.
Ganz praktisch fand ich die Anti-Flimmer-Funktion, die das Bild ein wenig weicher, aber auch angenehmer für den Betrachter macht. Dabei wird das Flimmern künstlicher Lichtquellen wie von Lampen und LED-Bildschirmen reduziert.
Wem all die Einstellungen nicht das erhoffte Bildergebnis liefern kann auch direkt ins Live-Bild eingreifen um Helligkeit, Schärfe, Sättigung und Kontrast frei zu verändern. Anker hat auch die Möglichkeit der Horizontalen Spiegelung gedacht – eine prima Sache. Für die Zukunft würde ich mir die Möglichkeit wünschen, den Weißabgleich beeinflussen zu können.
Bildqualität mit Webcam-typischen Wermutstropfen
Was die Software angeht, hat Anker aus meiner Sicht ein dickes Paket geschnürt und gibt euch damit wirkliche sinnvolle Hilfsmittel an die Hand um im Videokonferenz-Alltag zu bestehen. Ein „Aber“ kann ich mir trotzdem nicht verkneifen: Die reine Bildqualität ist allen gut gemeinten Einstellmöglichkeiten zum Trotz die einer Webcam. Erwartet nicht so viel, wenngleich die Qualität deutlich besser als die vieler eingebauter Modelle und der ganzen (günstigeren) Konkurrenz ausfällt. Gegen meine Logitech 4K Pro Magnetic möchte ich sie trotzdem nicht eintauschen.
Immerhin: bereits das zweite Firmware-Update hat sich mancher Darstellungsprobleme angenommen und die Qualität verbessert, sodass das Bild nun ein wenig ruhiger und weniger rot stichig ausfällt. Ich hoffe, dass sich in Zukunft noch mehr tun wird, und Anker das letzte Quäntchen aus der PowerConf C300 holt.
Fazit Anker C300 Test
Ich bin echt positiv erstaunt und ziehe meinen imaginären Hut davor, was Anker gleich zu Beginn auf die Beine gestellt hat. Die AnkerWork App ist ein mächtiges kleines Stück Software, mit deren Features der Zubehör-Spezialist gehörig punktet. Die reinen technischen Spezifikationen sind über alle Zweifel erhaben, der Ton fällt mit eingebauter Geräuschunterdrückung gut und aus selbst mit den oben genannten Einschränkungen würde ich die C300 den allermeisten Videokonferenz-Teilnehmern ans Herz legen. Der Preis liegt ein wenig über dem Durchschnitt der (billigen) Konkurrenz – Logitech und Co. würde ich aber empfehlen einmal zu schauen, wie man als Neuling auf dem Gebiet vom Start weg eine ordentliche Bedienung auf die Beine stellt. Ich bin gespannt, was in Zukunft auf uns zukommt – ein Satz, den man in den letzten Monaten nicht gerade häufig gehört haben dürfte.