Zugeben, ein wenig positiv befangen bin ich, seit ich vor einigen Monaten von der Ankündigung eines Saug- und Wischroboters mit Selbstreinigungstation seitens Dreame erfahren konnte. Zwei andere Geräte des Herstellers hatten inzwischen einen festen Platz bei uns im Haus eingenommen und diesen bislang souverän verteidigt. Dieser Dreame Bot W10 Test findet für den auf dem deutschen Markt noch nicht ganz so bekannten Hersteller also unter denkbar günstigen Bedingungen statt.
Den Anfang machte hierbei der Dreame Bot L10 Pro, ein Saugroboter ohne Dockingstation, mit hervorragenden Eigenschaften und günstigem Preis, der bereits tief blicken lies, was Dreame in den kommenden Monaten noch vorhatte. Danach folgte mit dem Dreame T30 ein konventioneller Akkustaubsauger, bei dem man zwar selbst Hand anlegen muss, der aber so überzeugend konzipiert ist, dass er auch immer schnell zur Hand ist, wenn man ihn benötigt. Er steht den clever vermarkteten Produkten aus Großbritannien (ich erwähne den Hersteller bewusst nicht) in nichts nach, hat mehr Zubehör am Start und verrichtet seine Arbeit genauso gut, wenn nicht gar ein Stückchen besser.
Über den Hersteller Dreame
Für dieses Review hat mir der Hersteller ein Testexemplar zur Verfügung gestellt. Einfluss auf den Inhalt sowie die finale Wertung wurde nicht genommen. im Artikel finden sich Affiliate-Links.
Das Unternehmen Dreame Technology wurde 2015 gegründet und ist seit Ende 2017 Teil der Xiaomi-Produktfamilie – ähnlich wie es bei Roborock der Fall ist (siehe auch Links in den Fußnoten). Die diversen Saugroboter und kabellosen Staubsauger überzeugen durch eine einfache, ansprechende Designsprache und eine hochwertige Verarbeitung, die sich wohltuend von der Masse ähnlicher Produkte aus Fernost unterscheiden.
Auspacken und erster Eindruck
Aber lasst uns lieber über den W10 sprechen und schauen uns die inneren und äußeren Werte genauer an. Saugroboter und Docking-Station kamen sicher (weil doppelt) verpackt bei mir an und man setzt sich bereits hier wohlwollend von der Konkurrenz ab. Mag nur eine Randnotiz sein, weil sich aber inzwischen die Verpackungen im Keller türmen, ist mir die schlicht gehaltene Verpackung, in der der Saugroboter und die Docking-Station nebst Zubehör aufgeräumt geliefert wurden, sofort ins Auge gesprungen. Achtung: durch die Docking-Station kommen einige Kilo (14 kg) an Gewicht zusammen.
Der Dreame W10 unterscheidet sich mit seiner D-Form von den meisten Saugrobotern und erwischt damit Staub und Krümel besser als seine kreisrunden Pendants, die gerne einmal dort was übersehen. Mit seinen Maßen von 31,5 x 33 cm x 12 cm bringt er stattliche 4,5 kg auf die Waage. Er ist damit höher als etwa der Dreame Bot L10 Pro, der es auf lediglich 9,6 cm bringt. Ihr solltet das im Hinterkopf behalten, falls ihr gerne auch unter den Möbeln und Betten saugen und wischen lassen möchtet.
Der Dreame W10 erreicht eine maximale Saugleistung von 4000Pa. Ausgestattet ist er zudem mit einem üppig dimensionierten 6400mAh Akku, womit er für bis 300 Quadratmeter große Flächen ausgelegt ist.
Der Saugroboter ist zwar primär darauf ausgerichtet, durch ein Smartphone oder einen smarten Assistenten wie Alexa gesteuert zu werden, es wurde aber dennoch drei Steuerungstasten verbaut. Die Power- und Home-Taste dürften selbsterklärend sein: durch längeres Drücken der ersteren schaltet ihr das Gerät ein oder aus, mit der zweiten Taste schickt ihr den W10 zurück zur Basis. Interessanter ist da schon die dritte Taste. Drückt ihr diese, wird eine punktgenaue Reinigung der näheren Umgebung (1,5 m Radius) gestartet – ein nettes, weil praktisches Feature!
Steuerung und Smart Home
Wer einen der Vorgänger eingerichtet hat, wird auch diesem Modell keine Probleme haben, die nötigen Einrichtungsschritte hinter sich zu bringen oder etwa Alexa einzurichten. Das Ganze dauert nur wenige Minuten.
Die Saugroboter von Dreame setzen auf das Xiaomi-Ökosystem und lassen sich dadurch sinnvoll und problemlos via Smartphone nutzen. Es wird die oben verlinkt Xiaomi Home App benötigt, die es sowohl für iOS, als auch für Android-Geräte gibt. Beide Versionen sind anständig lokalisiert, sodass einem die deutschsprachigen Menüs und genutzten Begriff, nicht Spanisch vorkommen.
Es gilt zahlreiche Features und Anwendungsfälle zu entdecken und auszuprobieren. Das kann ein paar Tage dauern, löst dadurch aber den wohligen „Aha, so wird das also gemacht“-Effekt aus. Schaut euch einmal das Review zum Dreame Bot L10 Pro an, wo ich einige der Features beschrieben habe.
Räumt vor der ersten Kartenerstellung die Wohnung auf! Leider verhält sich der Dreame Bot W10 wie Haustiere und krabbelnde Kleinkinder: Sie alle vereint die Liebe zu Kabeln aller Art!
Der Dreame Bot W10 wird nach der Erstinstallation eure Wohnung bzw. eurer Haus abfahren und kartografieren. Das passiert (mehr oder weniger) systematisch und schnell mithilfe des LiDAR-basierten SLAM-Navigationssystems, eine gegenüber den anderen Modellen des Herstellers nochmals verbesserten Lösung. Ist er damit schneller als etwa Dreame L10 Pro? Ja, ist, er! Macht er einen weniger chaotischen Eindruck? Nein, mitnichten! Stört es? Überhaupt nicht.
Zu verschmerzen, aber angesichts des Premium-Eindrucks ein wenig enttäuschend, ist das Fehlen einer Kamera respektive 3D-Hinderniserkennung. Man merkt, dass kleinere Objekte, die im Alltag irgendwann einmal zufällig auf dem Boden liegen, nicht immer erkannt und umfahren werden – schade!
Hinweis: In China ist bereits der Dreame Bot W10 Pro erschienen, der, welch’ Überraschung, über eine Kamera zur besseren Erkennung von Hindernissen verfügt.
Dreame Bot W10 Test: Docking Station & Reinigung
Der Dreame Bot W10 ist ein selbstreinigender Saug- und Wisch-Roboter, bei dem die Pads nach dem Wischvorgang in der Docking Station gereinigt werden. Dabei drehen sich die zwei abnehmbaren Pads gegen die rillenförmige Verengungen der Docking-Station, während Wasser aus dem Inneren der Station, um den aufgewischten Schmutz und Druck zu entfernen.
In den beiden 4-Liter-Wassertanks steht dem W10 deutlich mehr Wasser zur Verfügung als bei der Konkurrenz, sodass diese seltener gewechselt werden müssen.
Der Dreame Bot W10 verfügt über eine automatische Reinigungsfunktion, die während und nach jedem Reinigungszyklus ausgeführt wird. Vor jedem Wischvorgang werden die Pads gereinigt, dann werden sie befeuchtet und der Roboter rollt aus, um mit der Reinigung zu beginnen.
Bei der Nachahmung des manuellen Wischens drehen sich die beiden Wischpads zusammen 360 Mal pro Minute mit nach unten gerichtetem Druck. Sie drehen sich gegeneinander, um die toten Ecken der Reinigung auszugleichen, während mit dem nach unten gerichteten Druckanstieg gleichzeitig noch übrig gebliebene Flecken getrocknet werden sollen.
Während der Reinigung kehrt der Roboter in sein Dock zurück, um die Pads alle 5, 10 oder 15 Quadratmeter oder nach Zonen zu waschen, und fährt dann wieder hinaus, um die Reinigung fortzusetzen. Wie und wann ein Zwischengang eingelegt wird, lässt sich per nach euren persönlichen Vorlieben einstellen.
Am Ende eines jeden Reinigungsvorgangs kehrt der W10 zu seiner Ausgangsbasis zurück, spült die Wischpads erneut und schaltet das beheizte automatische Trocknungssystem ein, um Schimmelbildung und die Entstehung von Bakterien zu verhindern.
Achtung: solltet ihr oder eure Mitbewohner*innen lärmempfindlich sein, geht in der Zeit am besten einer Freizeitaktivität außer Haus nach oder wechselt zumindest das Zimmer. Es wird ein wenig laut und könnte euch ein wenig nerven! Und ein weiteres „Achtung“ in diesem Zusammenhang: das Trocknen mit 40 Grad warmen Wasser dauert mehrere Stunden.
Vorteil des sprichwörtlich ganzen Hin- und Her mit den vielen Zwischenstationen: die Wischpads können permanent verwendet werden und wandern nicht wie bei manchen Konkurrenzprodukten als einmalig verwendbare Wegwerfprodukte in den Müll-das spart Geld und schont die Umwelt!
Was mir gefällt oder negativ aufgefallen ist
Angesichts der vielen praktischen Features und des runden Gesamteindruckes ist es gar nicht so einfach, einige Dinge herauszupicken. In jedem Fall bringt es das Saugroboter-Prinzip auf ein neues Level, das für den Nutzer mit mehr Komfort und mit weniger manuellen Nachsteuern verbunden ist.
So etwas hatte mich in jedem bisherigen Saugroboter Test gestört, generell an jedem Saugroboter an sich. Daher auch mein Griff zum Akkusauger, der zwar mehr, weniger modern, dafür aber sehr genau war. Krümel oder Staub in der Ecke? Mit dem Dreame Bot T30 schnell aufgesaugt. Der W10 hingegen arbeitet in den Ecken viel genauer als alle bisher getesteten Exemplare, wenngleich mir aufgefallen ist, dass er ganze kleine Schnipsel wie Konfetti gerne einmal liegen lässt. Eventuell ist hier das Einsaugen technisch bedingt nicht optimal gewährleistet.
Ein Fauxpas, der mir in diesem Dreame Bot W10 Test in den letzten Wochen häufiger aufgefallen ist: um oder genauer gesagt unter unserem Wohnzimmertisch haben wir einen sehr flachen Teppich. Ist der Dreame Bot W10 auf Saug- und Wisch-Tour, dann kommt es leider (noch) zu häufig vor, dass er Grenze zwischen Fußboden und Teppichkante nicht genau erkannt. Das Resultat: der Teppich ist immer nass, sodass es noch Stunden dauert, bis alle Kanten getrocknet sind.
Ein weiteres unschönes Detail, das mich stört, ist der Umstand, dass man offiziell nur mit Wasser reinigen soll. Setzt ihr Reinigungsmittel ein, dann auf eigene Verantwortung. Im Netz finden sich hierzu aber einige Nutzer, die damit gute Erfahrungen gemacht haben wollen. Wie sich der Einsatz von Reinigungsmittel jedoch langfristig auf den Saugroboter oder die Docking-Station auswirkt, bleibt damit unbeantwortet.
Der Dreame Bot W10 bringt ordentlich Druck auf den Boden und löst damit Dreck und Verschmutzungen viel besser, als ich gedacht hatte. Man sieht – und das ist absolut positiv gemeint – an welchen Stellen er gesaugt und gewischt hat. Ganz grobe Flecken und wirklich hartnäckigen Schmutz dürfte er zwar nicht entfernen, er ist aber prima geeignet, eine einmal aufgeräumte und grundgereinigte Wohnung instand zu halten. Wenn ihr mit dieser realistischen Erwartungshaltung an die Sache herangeht, werdet ihr nicht enttäuscht sein.
Fazit zum Dreame Bot W10
Der einzige Umstand, der mich davon abhält, den Dreame Bot W10 uneingeschränkt zu empfehlen ist der enorme Preis, den der Hersteller dafür aufwirft. Ganz wichtig aber: es ist absolut gerechtfertigt und vergleicht man, was die Konkurrenz für ähnliche Produkte verlangt, sogar ein wenig günstiger.
Kann und will man nicht so viel Geld investieren, gibt es viele valide Alternative, auch von Dreame selbst. Dann allerdings verzichtet man auf das wichtigste Feature, das der W10 für mich mitbringt: die Möglichkeit, den Saugroboter (weitestgehend) nicht jedes Mal nach der eigentlichen Reinigung selbst putzen zu müssen.
Es gibt nur wenige Dinge, die mich stören oder ich vermisse: etwa die Möglichkeit, den Boden nur reinigen zu lassen, wenn die (trockenen) Wischpads montiert sind. Hier muss ich dann doch selbst tätig werden und diese kurz entfernen. Eine automatische Erkennung wäre sicher in irgend einer Form möglich gewesen.