Nun ist es also durch den Handel und Social-Media-Akklamation offenbar amtlich: 10 Millionen ausgelieferte Galaxy S6 und S6 Edge-Modelle seit Marktstart im April sollen den Neustart in Sachen Design und Materialwahl absegnen – und ich bin scheinbar der Einzige, der bereits jetzt der samsung’schen Plastikbomber-Vergangenheit nachtrauert.
Galaxy S6 Start: Jetzt muss Samsung nur noch iOS 9 herausbringen…
10 Millionen seit dem 10. April, als der weltweite (hmm, also in zwanzig Ländern…) Startschuss für das Samsung Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge fiel. Natürlich keine 10 Millionen tatsächlich beim Endkunden in der engen Hipster-Hose steckende Geräte, aber so viele hat man im Handel, bei Online-Händlern und bei Android Blogs-Redaktionen untergebracht. Das ist in etwa auf dem Niveau des Galaxy S5 und etwas weniger als beim Galaxy S5, als man zu Beginn eine Million mehr Geräte im Handel absetzen konnte. Andererseits nimmt es der Artikel eh nicht besonders genau mit seinen Bezeichnungen – im Titel ist von „shipment“ die Rede, im Artikel selbst wird ein nicht näher benannter Samsung-Mitarbeiter zitiert, man habe bereits mehr als 10 Millionen Geräte verkauft („sold“) – wie viele genau und wann, bleibt unklar. Gut möglich also, dass der ganze Artikel eine Nullnummer ist und ein nicht näher namentlich bekannter Samsung-Mitarbeiter (der Hausmeister?) sich einen kleinen Scherz erlaubt hat.
Trotzdem gehe ich davon aus, dass diese Zahlen spätestens in zwei, drei Monaten auch im Alltag tatsächlich sichtbar werden und so könnten das S6, S6 Edge– und durch das Galaxy Note 5 zum Triumvirat erweitert– bis zum Ende des Jahres die Kassen der Südkoreaner ordentlich klingeln lassen. Wie sich die Zahlen auf die drei Modelle verteilen, dürfte Samsung letztlich egal sein und sollte der ewigen Diskussion um die angebliche Schwäche Samsungs in den letzten Jahren den Wind aus den Segeln nehmen.
Mein Eindruck vom Galaxy S6: „Sieht ja besser aus als das echte iPhone 6, aber da ist ja noch TouchWiz drauf…“
Beim Fachpublikum kommt das Galaxy S6 hervorragend an und kassiert Bestnote um Bestnote, allenthalben werden Design und Materialwahl gelobt. Zugegeben, als ich kürzlich das Galaxy S6 für längere Zeit in Ruhe in Augenschein nahm (ich kannte es bis dato nur flüchtig aus diversen YouTube-Videos sowie Verkaufsständen, wo man doch nicht blöd ist..) war ich ziemlich beeindruckt, denn es sieht tatsächlich bedeutend besser aus als alle seine Vorgänger zusammen und fühlt sich wesentlich hochwertiger an. Äußerlich beeindruckend.
Das Äußere war nicht die Stärke der Samsung Galaxy-Reihe
Sieht also besser aus und fühlt sich hochwertiger an! Warum kommt denn Samsung erst jetzt auf die Idee, seine Flaggschiffe so aussehen zu lassen, wie es seit Jahren in vielen Android Blogs gebetsmühlenartig gefordert wurde? Moment Mal, vielleicht gerade weil es vielen Käufern nicht explizit darauf ankam und sie nach einer echten Alternativen zu iOS-Geräten Ausschau hielten. Was nicht bedeutet, dass Samsung-Käufer explizit zum weniger attraktiven Gerät gegriffen hätten, jedoch zu Modellen, die Premium-Features und Qualität boten und etwas mehr.
Beziehungsweise v.a. etwas weniger: nicht ganz so teuer wie iPhones und mit größerem praktischen Nutzen etwa in Form eines wechselbaren Akkus. Der ist leider der neuen Designsrichtlinie zum Opfer gefallen.
Beide Merkmale sind bei den aktuellen Android Flaggschiffen sämtlicher Hersteller im Prinzip von der Bildfläche verschwunden, dafür haben sich die Preise nach oben Richtung Apple verschoben, sodass man letztlich nur noch vor der Entscheidung steht: iOS oder iPhone? Original oder Kopie?
Letzterer Satz mag vielen Android-Nutzern sauer aufstoßen, sollte aber zum Nachdenken anregen: Android Smartphones sollten sich stärker von anderen OS-Plattformen unterscheiden und weniger darauf bedacht sein, nur die erfolgreichen Konzepte anderer zu kopieren. Etwas mehr Mut zur Lücke (nicht Mut zu Lucke, um Gottes Willen!) würde mich in Zukunft wieder mehr für Android-Geräte begeistern so wie vor einigen Jahren.