Mitte Januar ging einer der neusten VPNs im noch jungen Jahr 2021 an den Start: von iProVPN ist die Rede, der sich den Schutz der (digitalen) Privatsphäre ganz groß auf die Fahne geschrieben hat.
Potenzielle Kunden können sich im Übrigen einen Monat lang selbst ein Bild davon machen, ob iProVPN für sie infrage kommt, oder ob doch lieber bei den etablierten Anbietern bleiben. VPN-Dienste gibt es mittlerweile wie Sand an Meer, mit ähnlich-gleichen Features und immer niedrigeren Preisen.
Damit ein Anbieter da heraussticht und im Gedächtnis hängen bleibt, ist keine leichte Aufgabe: ein minimal variierender Name (Blablabla VPN), der rechtliche Sitz in einem Steuerparadies, ein Logo, das die Themen Netzwerk, Sicherheit evoziert und irgendwie an ein Schutzschild erinnert, das Versprechen, keine Logs zu speichern (von der Marketing-Abteilung erzwungen) und ein sensationell niedriger Preis, der auf den Monat immer geringer ausfällt, je länger man sich an einen Anbieter bindet.
Für dieses Review wurde mir ein Account zur Verfügung gestellt, um meine Messungen durchzuführen und den Dienst zu testen. Das sei an dieser Stelle aus Gründen der Transparenz erwähnt. Im Beitrag finden sich Affiliate-Links.
Macht iProVPN hier irgendetwas anders? Um es kurz zu machen: Nein, natürlich nicht. Da mich der Anbieter vor einigen Wochen kontaktiert und einen Account zur Verfügung gestellt hat, wollte ich mich dann doch ein wenig näher damit beschäftigen. Im Englischen gibt es den bekannten Ausspruch: „Don’t judge a book by its cover“, den ich bereits viele Male mit überraschendem Ausgang beherzigt habe.
Quick facts: iProVPN
Über das noch recht junge Unternehmen ist bislang wenig bekannt. Am 19. Januar wurde über newswire der Start des neuen Anbieters (( iProVPN Promises to Protect Digital Privacy Link )) mit Sitz auf den britischen Jungferninseln bekannt gegeben.
Fakten | |
---|---|
Anbieter | iProVPN (seit 2021) |
Rechtlicher Standort | Britische Jungferninseln |
Server | 14 Länder/ 15 Serverstandorte |
Verschlüsselung | IKEv2, IPSec, TCP, UDP |
deutschspr. Support | Nein |
Support | Email, Live-Chat, Tutorials & FAQs |
Apps | 21 Systeme, u.a. macOS, Android, iOS, FireTV, Browser |
Besondere Features | Malware / Abblocker |
Der Anbieter verrät leider nicht, ob es sich um eigene oder angemietete Server handelt. Wer sich Datensicherheit auf die Fahne schreibt, sollte hier Transparenz walten lassen. Immerhin befindet man sich außerhalb der 5- und 14 Eyes-Gerichtsbarkeit.
Alltag, Feaures, Bedienung und Besonderheiten
Wahlweise als spartanisch oder aufgeräumt zu betrachten ist die (leider noch) englischsprachige App: rechter Hand findet ihr die überschaubare Anzahl an Ländern, links ist der große An-/Aus-Knopf, um den ausgewählten Server einzuschalten. Steht die Verbindung werden euch noch einige Informationen zum Server sowie die IP-Adresse angezeigt.
Mit Smart Connect überlasst ihr es der App, die automatisch schnellste Verbindung für euch auszuwählen. Im Prinzip war es das auch schon, egal ob Mac, iOS oder Android-App. Standardmäßig eingestellt und nicht änderbar ist die Kill-Switch-Funktion, sowie der Ad- und Malware-Blocker. Unter Preferences könnt ihr noch zwischen vier VPN-Protokollen auswählen, standardmäßig eingestellt ist übrigens IKEv2, das beliebte OpenVPN steht nicht zur Auswahl.
Erfreulich: die Browser-Erweiterungen (Firefox und Chrome) bieten euch an den Adblocker manuell ein- und auszuschalten. Außerdem als Standard gesetzt ist in der Chrome-Erweiterung der Schutz vor WebRTC-Leaks ((WebRTC-Leaks)).
In der iOS-App findet ihr darüber hinaus noch eine weitere Funktion namens Smart Tunneling: damit legt ihr fest, dass bestimmte Domains nur per VPN aufgerufen werden, selbst wenn die App nicht aktiv ist. Eine ähnliche Funktion (auf der Webseite verwendet man den Begriff Split Tunneling) hätte ich mir natürlich auch für Laptops, Macs und PCs gewünscht. Ihr dürft bis zu zehn verschiedene Geräte mit einem IProVPN-Abo nutzen.
Auf der Webseite finden sich die üblichen Anleitungen, Blog-Einträge und ein englischsprachiger Chat-Support. Deutsche Sprache ist schwere Sprache und wird nicht unterstützt.
Wie schnell ist iProVPN?
Update April 2021:
Inzwischen wurde ein deutscher Server ergänzt!
Über meinen Anbieter sind nominell 300 MBit/s im Download sowie 20 MBit/s im Upload möglich. Meine Pin-Zeit liegt im Schnitt bei 12-15 ms. Die aktuellen Ergebnisse (Gigabit-LAN-Anschluss, gemessen mit Speedtest CLI) könnt ihr der nachstehenden Tabelle entnehmen.
Standort | Download (Mbps) | Upload (Mbps) | Ping (ms) | Jitter (ms) | Packet Loss (%) |
---|---|---|---|---|---|
Standard | 322,51 | 19,94 | 12,81 | 3,15 | 0 |
Deutschland | 282,58 | 18,69 | 13 | – | – |
Niederlande | 171,03 | 18,05 | 23,37 | 1,95 | 0 |
UK | 141,93 | 18,38 | 31,68 | 10,68 | – |
Frankreich | 250,42 | 16,04 | 21,17 | 7,30 | 4,1 |
USA (New York) | 197,13 | 5,97 | 94,77 | 4,08 | 3,5 |
Japan | 3,55 | 3,83 | 288,13 | 9,14 | – |
Russland | 296,08 | 17,63 | 53,25 | 23,09 | 1,1 |
Vorweg: leider gibt es zum Testzeitpunkt (Anfang Februar 2021) trotz anderslautender Ankündigungen keine deutschen VPN-Server. Das ist für deutsche Nutzer natürlich alles andere als optimal und dürfte auch kein nachvollziehbares Ausschlusskriterium darstellen. Wie lange ein deutscher Serverstandort noch auf sich warten lässt, konnte mir die Presseabteilung nicht zuverlässig beantworten. Mit der NordVPN Geschwindigkeit kann es leider nicht mithalten.
Ganz oben in der Tabelle findet ihr die Messung ohne aktivierten VPN-Dienst. Schnelle Anbieter wie etwa Surfshark (hier geht’s zum Test) schaffen am deutschen Serverstandort zwischen 280 und 310 Mbps – ein Wert, bei dem man kaum merkt, dass man mit VPN-Verschlüsselung unterwegs im Netz ist.
Diesem Gefühl kommt man am ehesten mit französischem VPN oder – man staune – einen russischen VPN-Server nahe. Wählt man einen Server aus einem anderen Land (so viele sind es aktuell leider nicht) fährt man mitunter mit angezogener Handbremse. Wenn man überhaupt losfahren kann: Der australische Server ist etwa so langsam, dass sich der Speedtest weigert, überhaupt zu starten.
Das Fazit bei der Surfgeschwindigkeit lässt also –euphemistisch ausgedrückt – noch viel Luft nach oben. Hier muss sich iPro VPN gehörig ins Zeug legen, möchte man der etablierten Konkurrenz auf den Pelz rücken. Noch reicht es leider nicht einmal für ein leichtes Kitzeln.
Preise/Abo
Es gibt drei Abo-Modelle, die sich nur über den Preis und die Laufzeit unterscheiden: 10 Dollar für einen Monat ist der teuerste Tarif, über 24 Monate oder 2 Jahre zahlt ihr monatlich nur 2,10 Dollar – knapp 2 Euro oder 49,95 Dollar auf zwei Jahre. Achtung: ihr bezahlt die gesamte Laufzeit im Voraus, was aber ganz üblich ist.
Fazit zu iProVPN
Es gibt noch einige Dinge zu optimieren, bis iProVPN sich aus der Masse der VPN-Anbieter hervorheben kann, die Ansätze hierfür sind aber gegeben. Mehr Server, mehr Standorte, mehr Geschwindigkeit und mehr Features. Das Grundgerüst indes steht und man sollte auf jeden Fall ein Auge auf die weitere Entwicklung werfen.
Dem ersten neuen VPN-Anbieter des Jahres 2021 gelingt ein guter Einstand im hart umkämpften Markt. Ihr solltet iProVPN auf jeden Fall im Auge behalten.