Mit dem Google Nexus 4 konnte LG vor allem bei Technikinteressierten und der Netzgemeinde punkten. Kein Wunder, schließlich verkauften Google und LG viel Technik und neuste Software für wenig Geld über den Play Store.
Im regulären Handel war das Gerät jedoch teurer, das düstere Stock Android Design lädt auf den ersten flüchtigen Blick in einem Elektromarkt nicht unbedingt zum Verweilen und Herumprobieren ein. Da das Nexus 4 auf dem LG Optimus G basiert und eine werbe tauglichere Feature-Palette aufweist, schaffte das Gerät vor wenigen Wochen/Monaten den Sprung über den großen Teich. Ob es das Flaggschiff mit Geräten derselben Preisklasse aufnehmen kann, oder ob es nur eine verspielte Nexus4-Variante darstellt, will ich in diesem Testbericht klären
Auch wenn Samsung und Co neuere Smartphones anbieten, konkurriert das LG Optimus G eher mit dem Samsung Galaxy S3, dem HTC One X+ oder aber auch dem Nokia Lumia 920. Schließlich ist das LG Optmis G bei getgoods.de, welche uns freundlicherweise das Gerät zur Verfügung gestellt haben, deutlich unter 400€ zu haben. Ein Vergleich mit dem HTC One oder Galaxy S4 wäre also unfair, obwohl das LG Optimus G in vielen Bereichen sicher mithalten kann. Ein Blick auf das Datenblatt zeigt aber, was technisch zu erwarten ist:
Technische Daten LG Optimus G E975
- 4x 1500MHz Qualcomm Snapdragon S4 Pro 64
- Adreno 320GPU
- 2048mb RAM
- Android 4.1
- 4.7 Zoll True HD-IPS+ Display mit 768 x 1.280 Pixeln (318ppi)
- Info-LED (mehrfarbig)
- 13MP Hauptkamera mit 1080p Videoaufnahme
- 1.2MP Frontkamera
- FM Radio
- LTE
- 1 Micro-SIM-Slot
- Akku: 2100mAh
- Gewicht: 145g
- 8.5 mm dünn
- 32Gb Speicher (25GB frei verfügbar)
Wie man sieht, bekommt man trotz des recht niedrigen Preises ziemlich viel Technik geboten. Besonders hervorzuheben ist der integrierte Speicher, denn im Gegensatz zum Nexus 4 ist dieser doppelt so groß (32GB), obwohl das Gerät mittlerweile nur unwesentlich mehr kostet. Einen Mikro-SD Slot gibt es jodoch nicht. Auch wenn die CPU nicht mehr die aktuellste ist, bei HTC und Samsung bereits der Nachfolger verwendet wird, und auch hier wiederum ein Nachfolger in Sicht ist: die Leistung des QuadCores ist top: Prozessoren des S3 und OneX+ lässt er definitiv hinter sich und im Alltag ist (momentan) kein Unterschied zum Galaxy S4 zu spüren. Das liegt vielleicht aber auch am großzügig bemessenen Arbeitsspeicher, denn 2GB bringen bei Android deutlich mehr als eine schnellere CPU. Jedenfalls arbeitet das Hardware-Gespann hervorragend mit LG’s Software zusammen, Ruckler oder Hänger gibt es äußerst selten.
Design und Haptik: Der gläserne Patient?
Den Begriff des gläsernen Patienten kennt man sonst nur aus der Politik. Die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (was macht sie eigentlich heute?) konnte in Folge massiver Kritik an ihrem Gesundheitspass ein Lied davon singen. LG Optimus G-Besitzer werden ihr Gerät auch am Krankenbett beweinen müssen, sofern es mal versehentlich den Boden küssen musste. Denn das LG Optimus G ist ein „Glass-Sandwich„: die Front- und Rückseite bestehen aus kratzfestem Glas, was ein empfindliches aber außergewöhnliches Design ergibt.
Die Rückseite sticht vor allem durch ein feinmaschiges Muster hervor, das je nach Lichteinfall anders wirkt. Ein netter Effekt, der sicher aber nicht jedermanns Geschmack ist.
Das LG Optimus G wirkt hervorragend verarbeitet und macht einen rundum wertvollen Eindruck. Im Vergleich zu anderen aktuellen High End Smartphones wirkt es jedoch etwas wuchtig und klobig. Eine interessantere Farbwahl hätte dem Gerät sicher auch nicht geschadet, denn so scheint es mir ein wenig bieder.
Display: HD Ready brilliert
LG verbaut ein 4.7 Zoll True HD-IPS+ Display mit 768 x 1.280 Pixeln (318ppi). Wer mit diesem Wirrwarr von Zahlen und Kürzeln nichts anfangen, dem sei gesagt: es ist ein hochauflösendes, großes Display, welches auf die neuste Technologie des Bildschirmexperten LG setzt. Einzig die Auflösung stellt zumindest in der Theorie nicht mehr das Non Plus Ultra dar, doch auch in Sachen Schärfe konnte das Telefon Punkte. Unterschiede zum höher auflösenden Display des Galaxy S4 lassen sich nur bei näherer Betrachtung im direkten Vergleich ausmachen. Farben werden realistisch dargestellt, auch wenn sie nicht so auffällig sind wie bei Samsung. Auch die Blickwinkelstabilität ist für diese Displaytechnologie hervorragend, da hatte Sony mit dem Xperia Z einen deutlich schlechteren Job gemacht. Für diejenigen die sich jetzt (zu recht) fragen, wann man denn ernstahft seitlich auf das Display schaut: manch einer nutzt die großen Bildschirme heutiger Smartphones zum Fernsehen im Bett. Handy neben das Kissen, mit Zattoo öffentlich-rechtliches Fernsehen laufen lassen und der Tiefschlaf ist garantiert. Die Beliebtheit von Apps und Diensten wie watchever zeigt aber auch, dass man beim „Genuss“ solcher Programme auf Smartphones nicht alleine dastehen kann. Zu zweit Schauen ist angesagt! Das LG Optimus G ist dabei jedenfalls ein idealer Begleiter.
Software und Funktionen
Auf dem Otimus G befindet sich von Haus aus Android 4.1, was wie bereits oben erwähnt, reibungslos läuft. Auf Android 4.2 kann man getrost verzichten, da die Verbesserung dort eher marginal sind und meistens von LG ohnehin schon in irgendeiner Form eingebaut sind –beispielsweise gefällt mir LG’s Lockscreen sehr gut. Hier hat man die Auswahl zwischen verschienden vorinstallierten Widgets wie dem Kalender, Verknüpfungen zu Apps und einigen sehr hübschen Entsperr-Animationen.
Insgesamt fällt die Oberfläche deutlich bunter aus. Allerdings hat man die Wahl zwischen verschiedenen Themes, doch auch diese sind meistens eher bunt, also Geschmackssache. LG bietet einige Personalisierungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Wahl der Animationen (welche einem durch eine elegant gelöste Vorschau erleichtert wird). Im Benachrichtigungsmenü gibt es Verknüpfungen zu verschiedenen Einstellungen, einen Helligkeitsregler und einige Pop-Up Apps. Dabei handelt es sich um kleine Apps, die jederzeit aufgerufen werden können und das aktuelle Geschehen auf dem Handy überlagern. Nützlich ist da vor allem die Notiz-App.
Auch der Videoplayer wurde kräftig aufgebohrt im Vergleich zum unberührten Android von Google. Er unerstützt eine Vielzahl von Formaten, ermöglicht das Zoomen und vieles mehr. Die Kamera erhält zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, die man etwa beim LG Nexus 4 vergebens sucht. Auch bei der Konkurrenz wurde ein wenig abgeschaut, denn das LG Optmus G erkennt auch, ob man auf dem Bildschrim schaut. Trifft das zu, wird der Bildschrim nicht gesperrt, auch wenn man ihn nicht berührt. Das funktionierte in meinem Test etwas zuverlässiger als beim Original von Samsung.
Insgesamt macht LG bei der Software einen super Job, wobei mir vielleicht das ein oder andere Herausstellungsmerkmal fehlt.
Bei der Bild- und Videoqualität konnte LG im Vergleich zum LG Optimus 4X HD einen guten Schritt nach vorne machen. Die 13 Megapixel-Kamera macht zwar immer noch nicht die besten Fotos, doch in den meisten Fällen erhält man Bilder mit viel Zeichnung in allen Bildbereichen, realistischen Farben und ausreichender Schärfe. Doch in letztem Punkt schafft es die Kamera nicht immer mit der Kamera des Galaxy S3 mitzuhalten. Das Bild ist zwar bei genauem Hinsehen meist etwas detailierter, doch fehlt es im direkten Vergleich das ein oder andere mal an Kontrast und Schärfe bei den Konturen. Insgesamt ist die Kamera aber auf jeden Fall mehr als brauchbar, sie macht solide Fotos, startet schnell, wechselt zügig zur Galerie, und bietet eine Fülle an Optionen.
Sonstiges im Schnelldurchlauf
Der Akku ist recht ausdauernd für ein Handy dieser Größe. Bei normaler Benutzung sollte man gut über den Tag kommen. Der Lautsprecher ist ziemlich flach in das Gehäuse eingelassen, was zur Folge hat, dass die Lautstärke etwas abnimmt, wenn man das Gerät etwa auf dem Tisch liegen hat. Die Benachrichtigungs-LED leuchtet in verschiedenen Farben, lässt sich farblich aber nur in Apps anpassen, welche das dezidiert anbieten. Die Gesprächsqualität ist gut und ist bei Testgesprächen weder negativ noch besonders positiv aufgefallen. Die Internetgeschwindigkeit im LTE-Netz konnten wir mangels entsprechendem Vertrag nicht testen, aber auch die HSDPA-Geschwindigkeit ist nur durch den Provider limitiert. Hervorzuheben ist vor allem die enorme Zuverlässigkeit und Abwesenheit von Bugs.