In Barcelona hat LG im Rahmen des MWC 2017 mit dem LG G6 sein diesjähriges Flaggschiff vorgestellt. Wie erwartet kehrt man vom Modularen Konzept des Vorgängers ab, große Überraschungen gibt es nicht zu vermelden, auch wenn man mit dem ungewöhnlichen Display sicher ein Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen hat.
Dass dem LG G5 kein großer Erfolg bescheinigt war, lag nicht nur am Gerät selbst, als vielmehr der großen Skepsis gegenüber dem Modularen Konzept. Einigen hartnäckigen Gerüchten und falschen Meinungen was die Verarbeitungsqualität der Serienmodelle anging, konnte man nur wenig hingegen zu setzen. LG hat auf die schlechte Presse und Wünsche der Nutzer reagiert, die sich offenbar aber ein konventionelles Smartphone mit dem (aber bitte nur kleinen) Zusatzfeature gewünscht. Vielleicht hat man mit dem LG G6 mehr Erfolg– so die Hoffnung der Südkoreaner.
Technik und Ausstattung: Fein und mit Google Assistant
Zunächst die nüchternen Fakten:
- Android 7 Nougat | LG UX 6.0 | Google Assistant
- 5.7-Zoll ‘Full Vision’ QHD+ Display (2880×1440 Pixel, 564 ppi)
- HDR 10 & Dolby Vision
- Qualcomm Snapdragon 821 CPU
- 4 GB RAM | 32 (64) GB Speicher
- Dual-Kameras mit 13 Megapixel, Weitwinkelobjektiv mit 125 Grad
- Frontkamera mit 5 Megapixel und f/2.2 Blende
- 3300 mAh Akku (Schnellladefunktion, nicht wechselbar)
- 163g Gewicht
- Ausmaße: 148.9 x 71.9 x 7.9 mm
- USB-Typ-C, IP68-Zertifizierung, Fingerabdruckscanner
Den Alltag flott meistern und dabei noch genug Reserven für allerlei Spielerei: seit Jahren bieten aktuelle Top-Smartphones immer mehr Leistung: die Snapdragon 821 CPU wird keine Ausnahme bilden. Eine spezielle Heatpipe soll auch in heißen Gamingpassagen das LG G6 kühl halten und überschüssige Abwärme hoffentlich vorbei an den Händen des Nutzers abführen.
Gewohnte Kost beim Thema Speicher: 4 GB Arbeits- und (eventuell wahlweise) 32 oder 64 GB Datenspeicher, dazu Platz für eine optionale Micro-SD-Speicherkarte – im Westen nichts Neues. Als OS kommt Android 7 mit der hauseigenen UX 6.0-Oberfläche zum Einsatz, zudem hat das G6 Google Assistant mit an Board.
5,7 Zoll-Display im 18:9-Format
Ein üppiges Display haben alle aktuellen Smartphones vorzuweisen, ein 18:9-Format ist hingegen ein eher exotischer Formfaktor: 5,7 Zoll verbauen die Südkoreaner, statten es mit einer Auflösung von mit 1440 x 2880 Pixeln aus und nennen das Ganze dann FullVision-Display oder auch QHD+ – auch, weil es mit Dolby Vision- und HDR-10-Support zwei derzeit angesagte Features unterstützt. In Kombination aus Formfaktor, Kontrast und Leuchtkraft ergibt sich ein Display, das gegenüber den 2016-Modellen nicht nur mit geringeren Gehäuseabmessungen aufwartet, sondern auch in Punkto Qualität insgesamt zulegen kann.
Gehäuse, Materialwahl und Haptik: zurück in Reih‘ und Glied!
Hier will LG Punkten, und auch wenn man es auf Bildern nicht sieht (ging mir übrigens beim Vorgänger nicht anders), viele Tester in Barcelona bescheinigen dem LG G6 hervorragende haptische Eigenschaften: es soll sehr gut in der Hand liegen und sich gut anfühlen. Die Verarbeitung und Materialwahl wird hervorgehoben: man setzt auf (abgerundetes) Glas auf der Vorderseite- und Rückseite, eingelassen bzw. gehalten von einem zierlichen Metallrahmen, der bei Stürzen größeren Beschädigungen vorbeugen soll. Wäre vielleicht was für iPhones…
Mit dabei ist auch die begehrte IP68-Zertifizierung, ohne die man ansonsten scheinbar Baden geht, denn fast kein Flaggschiff kommt derzeit bzw. in Zukunft ohne aus: Staub- und Spritzwasserschutz sind gegeben. Zu haben ist das LG G6 in drei Farbvarianten: Weiß, Schwarz und Platinblond stehen bereit, eventuell wird später eine weiblichere Version nachgereicht.
Bei so viel Verneinung und Leugnung der Vergangenheit hat man doch einige Elemente des G5 weitergeführt: so etwa ist der Fingerabdruckscanner hinten platziert (sehr gut so!), einblendbare Softkeys sorgen dafür, dass die Gehäusefront fast vollständig für das Display verwendet werden kann. Aber auch, dass der untere Bereich des Displays meistens durch diese Knöpfe belegt ist.
Das LG G6 reiht sich nahtlos ein in die Reihe optisch gefälliger, aber ein wenig biederen Smartphones, so wie sie zuletzt zuhauf von allen Herstellern produziert werden.
Weitblick: Dual-Kamera mit Weitwinkel
An der Qualität der Fotos und Videos gab es beim Vorgänger wenig zu meckern, die Dual-Kamera auf der Rückseite mit je 13-Megapixel-Auflösung sollte die gewohnte LG-Qualität liefern. Ein 125 Grad Weitwinkelobjektiv (nicht bei beiden!) ermöglicht Panoramaaufnahme auch für ungeübte Nutzer. Zoomen, nahtloses Wechseln zwischen Objektiven und Aufnahmeformaten sollen Foto- und Videoaufnahmen zum Erlebnis machen. Mit dabei sind gängige Standards wie 4K-Videoaufnahmen, eine 5-Megapixel-Frontkamera für Selfies und diverse Aufnahmemodi.
Fazit: auf Nummer sicher
Keine Experimente! So lautete offenbar das Motto bei LG. Das LG G6 konzentriert sich auf Technik und Ausstattung, einfache Bedienung und exzellenten Kamerafunktionen. Das Modulare Konzept wirft man allerdings über Board. Das ist zwar angesichts der Verkaufszahlen des Vorgängers zwar allzu verständlich, aber auch reichlich inkonsequent: künftigen Experimenten werden selbst wohlgesonnene User mit großer Skepsis begegnen.