Ein neues Smartphone ohne Notch: was beim Doogee Mix 4 Prototypen zu sehen ist, zeigt, dass es auch ohne Anbiederung an das iPhone X-Design geht.
Zur Überraschung kommt das erfrischend andere Konzept nicht von den etablierten Herstellern wie LG oder Samsung. Ob sich das tatsächlich als Alternative eignet oder doch nur dazu dient, Doogee ein wenig Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, muss sich noch zeigen.
Die Tage veröffentlichte der YouTuber Mrwhosetheboss (über 1 Mio Abonnenten, ich gehöre aber nicht dazu) ein Unboxing-Video mit einem Prototyp des kommenden Doogee Mix 4. Der chinesische Hersteller ist bislang mit günstigen Smartphones in Erscheinung getreten, Preise für Innovation und ansprechendes Design konnte es bislang nicht gewinnen.
Das könnte sich in Zukunft ändern, wenn diesem Prototypen auch Taten folgen und das Konzept auch in der finalen Version beibehalten wird. Im knapp 5:20 Minuten kurzen Video findet man nämlich bei genauerer Betrachtung dann doch nicht so wahnsinnig viele Informationen, abgesehen von sehr detaillierten und stylischen Einstellungen zur Paket- und Verpackungskultur.
Das Doogee Mix 4 ist bauartbedingt (zwei Schichten übereinander, also im „dual layer design“) deutlich dicker als derzeitig erhältliche Smartphones und bringt es daher auf 11 mm. Ein properes Kerlchen nach heutigen Maßstäben, vor einigen Jahren aber noch marktüblich: das iPhone 3GS etwa war z.B. 12,3 mm dick.
Den größten Trumpf spielt es mit der Frontseite aus: diese besteht zu 97% aus Display, und kommt der Definition eines „randlosen Designs“ sehr nahe. Zudem kommt es ohne Notch für die Kamera und Sensoren aus. Die Kamera befindet sich mit den Sensoren auf der zweiten, unteren Schicht. Für Selfies müsste man dementsprechend das Smartphone aufschieben. Den Mechanismus kennt der ein oder andere aus den 90er Jahre-Nokia 8110. Das Display soll sechs Zoll groß sein, aber eine Ecke kleiner als etwa beim Galaxy S9 ausfallen.
So weit, so gut? Ich habe da so meine Zweifel. Mir ist in diesem Zusammenhang nicht klar, wie der Hersteller etwa die automatische Helligkeitssteuerung bewerkstelligen will, wenn die Sensoren sich auf der verdeckten unteren Schicht befinden. Vielleicht hat der Hersteller bis Dezember eine Lösung gefunden. Bis dahin bleibe ich skeptisch, zumal andere, wichtige Eckdaten absolut im Verborgenen liegen. Im Video spricht man von einer Snapdragon-SoC, der Preis soll bei rund 300 Dollar liegen.
Mir persönlich würde so eine Sandwich-Lösung zur Umgehung der bei vielen Zeitgenossen unbeliebten Notch allerdings bei aller Innovationsfreude nicht zusagen. Mir scheint, als würde man ein (scheinbares) Hindernis umgehen, um sich im nächsten Schritt neue Probleme einzuhandeln. Etwa die angesprochene Helligkeitssteuerung, die Qualität der Kamera-Linse (reicht die Gehäusetiefe?) oder der eventuell störanfällige Slider-Mechanismus. Wie oft am Tage er betätigt wird, hängt sicher von der individuellen Nutzung ab. Ihn eventuell mehrere hundert Male am Tage zu benutzen, könnte sich zu einer echten Achillesferse entwickeln, wenn an der Qualität gespart wird. Warten wir einfach einmal die kommende Entwicklung ab.