Astro’s Playroom nach ein paar Stunden durchgespielt und angefixt? Ihr wollt noch mehr? Sackboy ist nicht ganz so innovativ wie Astrobot, mindestens aber genauso süß und überzeugt mit vielen kreativen Einfällen und einer fulminanten Sounduntermalung.
A Big Adventure kann sich über die volle Distanz gehörig steigern und hat mir auf der PS5 unverhoffter Weise viel mehr Spaß gemacht, als ich dem knuddeligem Sackgesicht anfangs zugetraut hätte.
Mit Sackboy: A Big Adventure ist es ein wenig so wie mit manchen Menschen im richtigen Leben. Man findet sie süß, charmant, niedlich, man schließt sie in die Herzen, unterschätzt sie aber, weil sie eben so klein, niedlich, süß und charmant sind. Erwischt, schlechtes Gewissen, ganz großes „so oberflächlich bin ich nicht“ – okay, ich auch nicht. Hab‘ ich nur so von einem Bekannten gehört.
Little Big Planet 3 liegt mittlerweile sechs Jahre zurück, die Serie des LittleBigPlanet-Schöpfers Media Molecule startete bereits 2008 auf der PS3. Eine Zeitspanne, in der andere Serien auch schon einmal erste Ermüdungserscheinungen an den Tag legen.
Nein, ich denke nicht an Assassin’s Creed, wirklich nicht. Sackboy meistert den Sprung auf die nächste Generation mit Bravour und verabschiedet sich würdevoll von der Playstation 4. Auch ohne den bereits angesprochenen Level-Editor als eindeutiges Erkennungsmerkmal von anderen 3D-Jump&Runs abhob. Moment einmal, wie kann man solch einen herben Verlust schönreden? Vielleicht ein wenig so wie beim Abnehmen – die überflüssigen Pfunde vermisst auch niemand nach erfolgreicher Diät.
Ein bisschen hatte ich auch immer das Gefühl, dass der rote Faden bei den selbst gebauten Levels verloren geht. Das hätte dem Solo-Einstand von Sackboy irgendwie nicht gut zu Gesicht gestanden und hätte zu sehr von seinem großen Abenteuer abgelenkt. Vielleicht dann doch in ein paar Jahren ein zweites Spiel für die Playstation 5 inklusive Level-Baukasten, wenn Sackboy sich auf der neuen Konsole heimisch fühlt.
„Sackboys Charme holt mich dort ab, wo mich Mario & Yoshi in meiner Kindheit haben stehen lassen….“
— Über Sackboy
Aller Anfang ist… leicht, zu leicht!?
Im obigen Screenshot ist die Steuerung dargestellt. Ich kann euch garantieren, ihr werdet da nur selten einen Blick darauf werfen. Meist kommt man als waschechter Platformer oder genauer gesagt Jump&Run mit nur wenigen Tasten aus. Springen mit X, Schlagen auf Viereck, mit Kreis Rollen – damit deckte man die allermeisten Situationen ab.
Fast könnte man nach den ersten gemütlichen Levels gewillt sein, Sackboy: A Big Adventure als reines Kinderspiel abzustempeln – die süße Optik mag einen dieses Urteil schnell in den Mund legen. Und doch, das süße Sackgesicht hat eine ganze Palette an Bewegungen zur Verfügung gestellt bekommen, um damit situativ eine Menge anzustellen. So benutzt man in einem Level einen Wurfstern, um aufblasbare Kakteen zu zerhacken, der später zu einem Teleportationswerkzeug wird, das man schleudern muss, um Hindernissen auszuweichen und neue Bereiche zu erreichen.
Eine Frage der Optik
Der Titel behält den Bastel-Look der LittleBigPlanet-Spiele bei, was bedeutet, dass es viele Aufkleber, Pappausschnitte und Garnknäuel gibt. Die Materialien sehen schlichtweg umwerfend aus: Man kann kleine Büschel von ausgefranstem Garn am Rand von Sackboys Knochen sehen, während sich Korallenriffe aus Wolle auf dem Bildschirm ganz weich anfühlen. Ein unglaublicher Tiefenschärfe-Effekt verleiht dem Spiel ein wirklich glänzendes Aussehen, sowohl auf der PS5, als auch auf der PS4. Nur bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass (vereinzelte) Texturen auf der alten Konsole nicht ganz so hoch aufgelöst sind.
Der Sound ist fantastisch
Neben der Optik glänzt vor allem die Akustik im Spiel. So wie jedes Level grafisch einzigartig ist, bietet jeder Abschnitt in Sackboy einzigartiges Musikerlebnis. Dabei ist es nicht mit der Bandbreite lizenzierter und eigens komponierter Songs getan, die das besondere Aha-Erlebnis kreieren.
Die Songs ändern sich in Echtzeit passend zum Geschehen im Level, was die Einzigartigkeit und den Wiedererkennungswert immens steigert. Ihr werdet in Zukunft also vom Jungle-Boogie- oder Uptown Funk-Level sprechen – so ein einprägsam ist die Musik.
Letzte Worte und Fazit
Ist Sackboy: A Big Adventure perfekt, ist der Sprung auf die nächste Konsolen-Generation mit Bravour gelungen? Weder noch, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Zum einen haben sich in der schieren Bandbreite und Vielfalt die das Spiel auszeichnet, letzten Endes zu viele Level eingeschlichen, die man besser hätte weglassen können und den Spielfluss stören. Andererseits hätte man von den Möglichkeiten des neuen PS5 Controllers besser Gebrauch machen können. Sackboy scheint mir mit seinen vielen Texturen, den abgefahrenen Ideen hierfür geradezu prädestiniert zu sein. Leider ist eine Unterstützung der adaptiven Trigger und der anderen Features am Ende eher rudimentärer Natur. Wie das besser geht, zeigt Astro’s Playroom auf ganz wunderbare Weise.