Die Idee, den klassischen Radiowecker in einer zeitgemäßen Form neu aufleben zu lassen, finde ich klasse. Lest selbst, warum Anker eine Menge richtig gemacht hat, aber durchaus noch Luft nach oben besteht.
Die Frage, ob noch einen Radiowecker neben meinem Bett brauche, hätte ich vor ein paar Wochen ganz klar mit „Nein“ beantworten können. Mir reicht der Handywecker dabei völlig. Da ich sowieso über die unglaublich nervige Superhero-Fähigkeit verfüge, meist noch ein, zwei Minuten vor dem Alarm aufwachen zu können, habe ich nie auch im Entferntesten an eine solche Anschaffung gedacht.
Einrichtung kinderleicht
Bis dann Anker um die Ecke kam und den Soundcore Wakey ankündigte. Ihr seht, so schnell kann man Begehrlichkeiten schaffen. Ihr wundert euch jetzt bestimmt, was diese eierlegende Wollmilchsau alles kann? Eine Menge, so viel kann ich an dieser Stelle bereits verraten.
Wenige Tage später hatte ich dann tatsächlich auch schon ein Testexemplar in den Händen. Ausgepackt und ins Schlafzimmer gestellt verrichtet es nun seitdem seine Dienste. Leider anders, als von Anker vorgesehen. Warum, steht weiter unten.
Zunächst einmal soll es um die Einrichtung und Inbetriebnahme gehen. Diese ist schnell erledigt. Ihr braucht dazu eurer Smartphone, ob iOS oder Android spielt dabei keine Rolle. Eine entsprechende App steht bereit und ist flugs aus dem App-Store installiert.
Startet ihr die App, werdet ihr aufgefordert, eine Bluetooth-Verbindung herzustellen. Das klappt auch zum Glück problemlos. Auch später im Alltag könnt ihr jederzeit in wenigen Sekunden das Gerät wieder koppeln, solltet ihr die Verbindung zwischendurch getrennt haben. Ihr werdet – soviel vorab kann verraten werden – höchstwahrscheinlich öfters tun, als euch lieb ist. Schauen wir uns vorher noch einmal die/das Soundcore Wakey von Außen an.
Optik – außen hui, innen…geht so!
Klassisch und zeitlos schön. Von der Optik her macht man alles richtig. Der Wecker sieht aus, wie ein klassisches Kofferradio aus den 70er Jahren, das gehörig aufgemotzt wurde und den Sprung ins Hier und Jetzt überlebt hat.
Innerhalb des mit Stoff umspannten Lautsprechers befindet sich das Dot-Display. Dieses könnt ihr innerhalb der App auf die in Deutschland übliche 24-Stunden-Anzeige umstellen. Dadurch allerdings offenbart sich eine kleine Schwäche. Ausgelegt ist es nämlich auf die amerikanische 12-Stunden-Anzeige mit AM und PM. Nur dann ist es mittig ausgelegt. Da bei uns diese zusätzlichen Angaben entfallen, ist die Uhr nach links ausgelegt, rechts ist mehr Platz.
Ich habe mir jetzt nicht die Mühe gemacht den Wecker zu zerlegen und gehe davon aus, dass das Anzeige-Panel nicht durch die gesamte Lautsprecher-Front geht, sondern nur in der Mitte vorhanden ist.
Unterhalb des Lautsprechers befindet sich eine schräg nach vorne versetzte Leiste mit insgesamt sechs Tasten. Etwa um den Wecker auszuschalten, den Sender zu wechseln oder die Lautstärke zu erhöhen.
Sprichwörtlich obendrauf gibt es noch ein weiteres Feature, das ich jeden Abend nutze. Die Rede ist von der kreisrunden QI-Ladefläche. Anker wäre nicht Anker, hätte hier seine patentierte PowerIQ-Technologie eingebaut – mehr dazu in unserem PowerPort III mini-Artikel. Ich habe meine anderen Ladegeräte einmottet und benutze nur noch den Soundcore Wakey und mein iPhone sowie (per direkt angeschlossenes USB-Kabel) die Apple Watch über Nacht zu laden.
Bedienung: noch Luft nach oben!
Achtung: wenngleich ich mir als Grobmotoriker größere Tasten gewünscht hätte, lässt sich der Soundcore Wakey damit im Alltag auch ohne App bedienen. In der ein oder anderen Amazon-Rezension wird das leider falsch dargestellt.
Vielleicht sollte man als Rezensent mehr Zeit in seine Test-Produkte investieren als mit dem Verfassen von Reviews verbringen. Aber das ist eine andere Geschichte und der Grund, warum wir hier diesen Testbericht veröffentlichen.
So Ihr könnt durch doppeltes Antippen der „+“- oder „-„-Taste durch die maximal zehn programmierten FM-Sender wählen, lauter oder leiser machen. Oder die Bluetooth-Verbindung trennen und den Alarm ausschalten.
Auf der Rückseite befinden sich zwei freie USB-Anschlüsse, ein AUX-Eingang, Stromkabel und, für Millennials wahrscheinlich total Retro, noch ein klassischer Antenneneingang! An die kleine Buchse klemmt ihr das Antennenkabel. Damit verbessert sich der Empfang ungemein. Könnt ihr das Kabel nirgendwo oberhalb des Weckers festmachen, haut ihr bitte noch einen kleinen Nagel in die Wand und wickelt das Kabel einmal drumherum. Tutorials und Rezensionen zum Antennenkabel-Nagel-in-die-Wand-Adapter-Set findet ihr auf Amazon und YouTube.
Was kann der Wecker jetzt alles und was gibt es daran zu verbessern?
Zugegeben, nach der Ankündigung hatte ich ein wenig mehr erwartet und gedacht, ich hätte es mit einem richtig smarten Radiowecker zu tun, der sich so ähnlich verhält wie ein Smartspeaker. Das ist nicht der Fall. Es gibt auch keine direkte Netzwerkeinbindung und ergo auch keine Einbindung in eurer Smarthome.
Dafür funktioniert der Soundcore Wakey auch weitestgehend komplett offline und analog. Auch ist es nicht notwendig, eine permanente Verbindung per Bluetooth zu halten. Habt ihr euren Wecker und die Radio-Sender programmiert, könnt ihr die Verbindung auch trennen. Besteht eine Verbindung, dann macht der Soundcore-Lautsprecher das, was Lautsprecher auch tun soll: Sound wiedergeben!
Die App braucht ihr, wenn euch der Klingelton eures Weckers auf den Wecker geht oder um die (meiner Meinung völlig sinnfreie) Funktion der Einschlafgeräusche zu konfigurieren. Dort könnt ihr euch von Vogelgezwitscher oder rollenden Zügen und anderen skurrilen Effekten (z.B. einem tropfenden Wasserhahn) in den Schlaf wiegen lassen. Andererseits sind die Geräusche immer noch lästigen Ohrensausen vorzuziehen, von daher: vielleicht hilft es ja doch!
Ihr könnt darüber also Musik abspielen oder eine Art Freisprech-Anlage damit betreiben. Das heißt aber dann auch, dass Tastatur-Anschläge und Benachrichtigungen darüber abgespielt werden. In den Rezensionen hat sich ein weiterer Experte darüber beschwert. Wenn man es logisch angeht, ist das aber keine Fehlfunktion des Soundcore Wakeys, sondern eine falsche Erwartungshaltung.
Kritik gibt es von meiner Seite dennoch: die Übersetzung der App ist eine absolute Katastrophe und sollte dringend professionell überarbeitet werden. Von einer echten Lokalisierung kann nicht die Rede sein.
Die zweite Sache, über die ich mich geärgert habe, betraf das drahtlose Laden. Habt ihr eurer Smartphone nicht exakt platziert, kann es sein, dass eurer Smartphone gar nicht über Nacht geladen wird. Hier wäre eine größere Ladefläche besser gewesen. Zudem hätte man ein akustisches Feedback einbauen können als Rückmeldung, dass das Gerät lädt – oder eben nicht (mehr) lädt.
Fazit: Soundcore Wakey Test
Mein Fazit? Wären da nicht das Schandfleck mit der ganz miesen Übersetzung sowie das oben angesprochene Problem mit dem drahtlosen Laden, ich hätte eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen.
Auch angesichts des doch recht hohen Preises für einen Radiowecker, müsst ihr euch genau überlegen, ob sich die Anschaffung für euch lohnt. Da ich persönlich immer auf der Suche danach bin, wie ich im Haushalt Zubehör, Kabel und dergleichen loswerden kann, kommt mir der Soundcore Wakey gerade recht.
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