Ein in die Jahre gekommenes NAS sollte ersetzt werden – das 2-Bay-System Synology DS218+ schien mir hierfür der geeignete Kandidat zu sein. Wie sich die aktuelle DS bei mir im Alltag geschlagen habt, erfahrt ihr in diesem Erfahrungsbericht.
Den Einsatzzweck einer NAS scheint vielfältig zu sein, aber letztlich nach wie vor vor allem Anwender anzusprechen, die physikalischen Speicher gegenüber diversen Cloud-Lösungen bevorzugen. Für mich war ein NAS ich schon immer eine Art Daten-Grab Deluxe. Was ich damit meine? Ich brauche in erster Linie einen Datenspeicher und eine einfach zu bedienende Backup-Lösung. Darüberhinaus freue ich mich aber natürlich über jedes Zusatz-Feature, mit denen ich meine zahlreichen Gerätschaften im Haushalt kombinieren kann. So lege ich regelmäßig Time Machine-Backup zusätzlich zur USB-Festplatte dort ab, speichere Aufnahmen meiner VU+-Receivers, die dann zentral darauf zugreifen können.
Beim Thema Verfügbarkeit in der Cloud (ein sehr heikles und sensibles Thema) habe ich bislang immer auf Lösungen von Drittherstellern wie Google oder Microsoft vertraut. OneDrive und Google Drive machen ihre Sache gut. Bauchschmerzen bereitet mir aber natürlich der Datenschutz und die Sicherheit sensibler Daten im Netz. Ich glaube aber kaum, dass es für einen durchschnittlichen Anwender für mich, DIE Lösung sein kann, alles selbst in die eigene Hand zu nehmen. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen, die regelmäßige Wartung und Pflege der Sicherheit meiner Online-Daten, stünden in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen. Mit einer NAS habe ich aber die Möglichkeit, in diese Richtung zu gehen, wenn ich das möchte.
Beim dritten Anlauf hat’s endlich geklappt…
Die DS218+ ist mein drittes NAS aus dem Hause Synology. Angefangen hat es mit einer ganz einfachen DS107. Die hatte ich gebraucht irgendwann im Jahre 2008 oder so gekauft. Sie wurde bis zum Anschlag genutzt und dann gegen eine (damals) aktuelle DS212 getauscht. Der Geschwindigkeitszuwachs war gigantisch und enorm. Auf dem ersten Blick. Bereits nach kurzer Zeit stellte ich fest: laufen mehrere Anwendungen gleichzeitig, kommt das System mit seinen 256 MB Speicher ziemlich schnell ins Straucheln. Eine Bedienung über den Browser ein Geduldsspiel. So fristete sie jahrelang als überdimensionierte, aber unterbeschäftigte externe Festplatte, die mehr oder weniger rein zufällig im Netzwerk hängt, ein Schattendasein. Dafür hätte es auch eine konventionelle USB-Festplatte getan, die man mittlerweile auch direkt an einen Router –etwa an die Fritzbox oder ein Asus AC-86U– anschließen kann.
Die mir bekannten Vorgänger stellt sie in den Schatten. Sowohl auf den ersten Blick, als auch nach stunden- und tagelanger Erprobung im Alltag: dank Quad-Core 1,4 GHz-CPU und 2 GB DDR4 RAM (der ist ganz einfach erweiterbar) kann ich endlich den Disk Station Manager (Synology browserbasiertes Bedienoberfläche) auch nutzen, wenn mehrere Dienste und Anwendungen laufen.
Die zwei bisherigen HDDs konnte ich problemlos weiterverwenden, samt der zwei Laufwerkschienen. Die Einstellungen der alten DS habe ich vorher gesichert und anschließend auf der DS218+ eingespielt. So waren alle Freigaben, Benutzer, Netzwerkeinstellungen etc. weiterhin vorhanden. Man kann aber auch bloß die Freigaben weiterverwenden und den Rest neu einrichten.
Die Synology hängt an einer ausrangierten Fritzbox per Gigabit-LAN im Arbeitszimmer im Netzwerk. Die Zugriffszeiten hängen davon entscheidend ab, wie schnell das Netzwerk ist. Über AC-WLAN bzw. Gigabit-LAN stellt das NAS nicht den Flaschenhals in puncto Geschwindigkeit dar. Der Unterschied zu einer direkt angeschlossenen externen Festplatte ist im Alltag nur minimal. Dort abgelegte Bilder (auch PSD und RAW) lassen sich problemlos in Photoshop oder Lightroom öffnen und bearbeiten. Das Nonplusultra wäre es an dieser Stelle die mechanischen Festplatten gegen SSDs zu tauschen. Bei Preisen für ein 1 Terabyte um 280–290 Euro (2 TB 680 Euro) aber außerhalb meines Budgets.
Zugriff von Außen und über Apps
Das ist die erschlagende Auswahl an Apps im Google PlayStore bei der Eingabe des Suchbegriffes „Synology“. Bei den ersten 14 Treffern handelt es sich um offizielle Apps des Herstellers. Synology bietet diverse Apps und Clients an, um auf das System als Ganzes oder einzelne darauf installierte Anwendungen zugreifen zu können. So gibt es etwa eine eigene App für Musik (DS Audio), für Videos und Filme (DS Video) usw. Das mag für den gezielten, individuellen Zugriff sicher gut gemeint sein, ich finde es aber auch ein wenig verwirrend. Ähnlich verhält es sich i.Ü. auch mit Paketmanager. Der neue Standard ist Synology Drive, es gibt aber nach wie vor auch den Cloud Station Server. Neueinsteiger dürfte die angebotene Vielfalt ein wenig erschlagen. Vielleicht täten die Taiwaner gut daran, die über die Jahre angewachsene Programmvielfalt zu entschlacken.
Wer auf ein NAS verzichten kann
Mir geht es, der Synology-Produkte seit bald zehn Jahren einsetzt, aber nicht tagtäglich daran herumdoktert, zumindest so. Ich muss mich da jedes Mal wieder hereinfuchsen. Da ich ein NAS aber vor allem im Hintergrund, mehr oder weniger unsichtbar (aber leider nicht unhörbar!), einsetze, brauche ich bei ehrlicher Betrachtungsweise viel der Dinge nicht. Ich habe viele Anwendungen ausprobiert, beschränke mich letztlich auf ein halbes Dutzend. So könnte ich diese Webseite auch komplett auf der Synology DS218+ hosten, dank Apache 2.2/2.4, Nginx ,PHP7 und MariaDB stehen alle benötigten Komponenten zur Verfügung. Tatsächlich verwende ich diese Funktion, als Spielwiese um Änderungen vorher auszuprobieren. Viele weitere Anwendungen hingegen wurden kurz installiert und schnell wieder von der Platte geputzt.
Daher sollte man sich als Neueinsteiger gut überlegen, ob es eine einfachere Variante eines anderen Herstellers nicht auch tut. Erfahrungswerte habe ich in dieser Hinsicht jedoch nicht sammeln können. Als ich in dieses Themengebiet einstieg, hatte ich die Wahl zwischen Synology und QNap. Hersteller wie Western Digital bieten heutzutage eigene Lösungen wie WD My Cloud Home Duo an – weniger Umfang und Funktionen, aber vielleicht doch genug für alle Nutzer, die nicht immer alles brauchen.
Fazit im Synology DS218+ Test und letzte Bemerkungen
Wer bereits ein Synology-NAS nutzt und ein Upgrade in Betracht zieht: habt ihr einen direkten Vorgänger, so wartet lieber ein paar Jahre ab. Wessen NAS ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, so wie in meinem Fall, kann über einen Wechsel nachdenken. Er dürfte sich für euch lohnen. Für die Synology DS218+ spricht die gute Performance (ein Intel Celeron J3355 Dual-Core mit 2,0 GHz, kann kurzzeitig auf bis zu 2,5 GHz erhöhen) , der erweiterbare Arbeitsspeicher und die drei USB-3-Ports. Zum Glück verzichtet Synology bei der Plus-Variante auf den veralteten 2.0-Standard. Die Transkodierung wird bis zu 4K und 30 FPS ermöglicht. Wünschenswert wäre ein zweiter LNA-Part für etwa Link Aggregation gewesen, ist aber leider hier nicht mit dabei. Hardwareseitige Verschlüsselung wird durch ein Verschlüsselungsmodul nach AES-NI-Standard realisiert. Streamen im ganzen Haushalt mit einem halben Dutzend (und mehr) Clients ist im Gegensatz zu meiner vorherigen Synology nun ebenfalls problemlos möglich.