Saugt, wischt und schont dank Lidar-Radar eurer empfindliches Mobiliar? Hört auf euch per Google, Alexa und smarter App? Das Ganze für unter 400 Euro? Hört sich zu gut an, um wahr zu sein? Viel Technik, viel Komfort stehen im krassen Gegensatz zur rudimentären smarten Bedienung per App und Sprachsteuerung.
Aber der Reihe nach: beim Tesvor S6 Turbo handelt es sich um das Top-Modell unter den 2-in-1-Saugern aus dem Hause Tesvor. Er saugt wie ein regulärer Saugroboter, kann darüber hinaus aber auch zum Wischen instruiert werden-zumindest theoretisch und zumindest ein bisschen.
Technik – das bekommt ihr beim S6 Turbo fürs Geld
- Saugen/Wischen
- 4000 Pa Saugleistung
- Akku: 5200 mAh
- 150 Minuten Akkulaufzeit
- Geräuschpegel 58 DB
- 600 ml Staubkapazität
- Steuerung via App/Sprachassistent (Alexa, Google)
Für regulär unter 400 Euro (Achtung: der Saugroboter ist immer wieder befristet günstiger zu haben!) bekommt ihr vergleichsweise viel Technik geboten. Zur groben Orientierung: die günstigsten Exemplare fangen bei knapp 200 Euro an. Diese bieten meist eine sehr einfache Steuerung/Objekterkennung via Gyroskop und eine vergleichsweise kleine Saugleistung um die 1000 bis 1300 Pa, wie etwa beim eufy Robovac 11.
product not found: B08DFPPC1RSpitzenmodelle kommen mit allerhand Technik wie Objekterkennung via Kamera und/oder Laser daher, können gleichzeitig Saugen und Wischen, bieten enorm viel Saugleistung (etwa der Dyson Heurist oder der Roomba S9+), reißen aber mit mehr als 1000 Euro ein großes Loch in die Haushaltskasse. Zur Erinnerung: ein handelsüblicher Staubsauger von Miele und Konsorten ist für 150 Euro zu haben.
Der Tesvor S6 Turbo liegt irgendwo zwischen all diesen Extremen und bietet sich als Kompromiss an, was ihn sehr interessant macht.
Das erste Austattungsmerkmal, das heraussticht sind hierbei die mit 4000 Pa angegebene Saugleistung. Beim kleinen Bruder ohne Turbo-Zusatz sind etwas als Vergleich lediglich 2700 Pa.
Zudem spendierte Tesvor dem S6 Turbo noch eine Lidar-Ridar-Erkennung. Mithilfe eines Lasers wird der Raum ständig vermessen, der Saugroboter fährt also längst nicht so chaotisch durch den Raum wie Exemplare mit gewöhnlicher Gyroskop-Erkennung. Im Vergleich zu den beiden eufy RoboVac die ich bislang im Haushalt eingesetzt habe, werden Objekte dadurch weniger häufig angehauen.
Kann man noch einen Saugroboter ohne SmartHome-Einbindung und Sprachassistent auf den Markt bringen? Gesagt und –leider– auch getan. Apps für iOS und Android, ein Skill für Alexa und Steuerung via Google Assistant sind ebenfalls am Start. Über die Fernbedienung freuen sich nicht nur Mitglieder der OK-Boomer-Fraktion, dazu später aber mehr.
Lieferumfang und erster Eindruck
Der Hersteller legt dem Saugroboter umfangreiches Zubehör bei. Nebst besagter Fernbedienung befinden sich die Ladestation, zwei Staubbehälter, zwei Ersatzbürsten Reinigungswerkzeug sowie ein Reinigungstuch im Lieferumfang. Nicht zu vergessen: die HEPA-Filter sind bereits in den Behältern montiert, können aber entnommen und ersetzt werden.
Zudem hat man auch an gedruckte Anleitungen in mehreren Sprachen gedacht, was nicht bei allen Produkten selbstverständlich ist. Leider hat man bei der deutschen Übersetzung an falscher Stelle gespart, sodass man besser auf die englische Version zurückgreift.
Die Verarbeitung ist insgesamt als sehr wertig zu bezeichnen; der S6 Turbo sieht so aus, wie man sich heutzutage einen Saugroboter (aus Fernost) vorstellt. Oben liegen leicht erhöht die Lasersensoren auf. Auf dem eigentlichen Staubsauger ist ein Powerknopf zum manuellen Ausschalten sowie eine LED-Statusleuchte, an der Seite ein Kippschalter um das Gerät komplett stromlos zu machen.
Bevor ihr den Tesvor S6 Turbo in Betrieb nehmt, solltet ihr daran denken, die Bürsten links und rechts zu montieren. Ohne die Schnurrbärte fällt die Reinigungsleistung deutlich schlechter aus. Sie schieben Staub und Schmutz mit ihren rotierenden Bewegungen in den Mund des Saugroboters.
Die Einrichtung: Ein Wort zur App oder lieber doch nicht?
Jetzt nur noch Einschalten und los geht’s? Theoretisch geht’s in wenigen Schritten:
- Gerät einschalten.
- Ihr ladet die Smartphone-App herunter und scannt hierzu und den Code auf der Rückseite des Geräts.
- Konto anlegen.
- (WLAN-)Zugangsdaten eingeben und Einrichtung abschließen.
Und jetzt kommt das „Aber“. Mit dieser völlig verkorksten App ein Konto anzulegen, die seltsamerweise „WeBack“ heißt, ist total umständlich. Eine ordentliche Benennung, sei es auf Englisch oder Deutsch, könnte Abhilfe schaffen. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht um mich zu registrieren. Nachdem ich das geschafft hatte, kam die große Ernüchterung: „Das soll die App sein?“. Das Kauderwelsch geht in der App munter weiter.
Auch der Skill für Alexa wartet nicht gerade mit vielen Funktionen auf. Nach der Einrichtung könnt ihr die Reinigung auf Zuruf „Alexa, SAUGROBOTERNAME einschalten“ starten oder mit „Alexa, SAUGROBOTERNAME ausschalten“ beenden. Das war’s, mehr gibt es nicht. Mit Google Home stehen euch ebenfalls zwei Befehle zur Verfügung.
Reinigungsmodi und Funktionen
Den Schock schnell zu überwinden ist unbedingt notwendig, denn der Tesvor S6 Turbo kann doch mehr, als der erste Eindruck nahelegt. Ihr könnt den Saugroboter mithilfe der App, aber auch durch die Tasten direkt auf dem Gerät oder auch mit der Fernbedienung steuern. Für die schnelle Reinigung zwischendurch empfehle ich diese etwas antiquierte Art der Bedienung nicht nur älteren Menschen, die sich nicht so viel aus Technik machen.
Tipps zur Reinigung
- Räumt lose Kabel und kleine Spielzeugteile aus dem Weg.
- Sehr flache Teppiche können ein Hindernis darstellen (Bürsten verheddern sich unter den Teppich).
- Stühle mit Querstreben werden nicht überwunden.
- Türschwellen und Teppiche bis etwa zwei Zentimeter Höhe stellen hingegen kein Problem dar.
- Die Ladestation (etwa mit doppelseitigem Klebeband) befestigen.
Aber zurück zur smarten Steuerung: bitte erschreckt nicht und warnt am besten eure Mitbewohner: der kleine, runde Flitzer reagiert mit guter Sprachausgabe (auch auf Deutsch!) auf eure Steuereingaben.
Lasst den Burschen erst einmal machen, lautet nun das Motto: per Laserscanner erfasst er den Grundriss eurer Wohnung/eures Zimmers. Danach könnt ihr virtuelle Begrenzungen einrichten, die der Saugroboter umfahren soll. Das könnte Beispielweise sehr empfindliches Mobiliar oder ein Treppenabsatz sein. Oder ihr definiert einen Bereich, der gereinigt werden soll. Es gibt hier einige Möglichkeiten, die unter der schlechten Oberfläche schlummern. Und wenn ihr mal wieder ordentlich gekleckert habt, könnt ihr auch diesen spezifischen Bereich anvisieren und reinigen lassen.
Mir ist es leider nicht gelungen, nur bestimmte Räume wiederholt reinigen zu lassen, etwa täglich nur im Wohn- oder Esszimmer. Startet die automatische Reinigung per definiertem Zeitplan, so wird alles bis auf die Sperrgebiete gesaugt respektive gewischt. Auch lässt sich die Saugleistung nicht definieren. Die stärkste Stufe ist zwar nicht mehr wirklich leise und entspricht nicht mehr den angegebenen 50 dB, aber tatsächlich recht effektiv.
Ansonsten lässt sich der Saugrobotor auch recht komfortabel über die Fernbedienung steuern. Wenn ich zufällig im Haus bin, wenn er bei mir seine Runde dreht, schalte ich etwa bei Bedarf die Saugleistung kurz hoch oder schalte in den Modus, um in den Ecken zu saugen. Ein bißchen old-school, ein bißchen Boomer-mäßig, aber letztlich sehr zielführend.
Fazit zum Tesvor S6 Turbo
Zum Glück habe ich dem Saugroboter nach dem ersten Schock der Einrichtung und dem Versuch, aus der katastrophalen App schlau zu werden, eine zweite Chance gegeben.
Macht euch vor dem Kauf klar, dass ihr auf Smarthome-Schnickschnack und App-Bedienung verzichten müsst. Konzentriert euch stattdessen auf die eigentlichen Kernkompetenzen: Das Saugen und Wischen beherrscht der Tesvor S6 Turbo wie kein Zweiter in seiner Preiskategorie. Vielleicht die „Goldene Mitte“?