Rebranding und ein mehr an Ausstattung – recht überraschend traf das UmiDigi Z Pro zum Test ein. Umso gespannter war ich, wie sich nach dem Vernee Apollo das nächste Helio X27-Smartphone aus Fernost im europäischen Alltag verhält. Meine Eindrücke und Erfahrungen teile ich an dieser Stelle mit euch, verehrte Leserschaft!
In der von UMi respektive UmiDigi gewohnten schwarzen Metallbox kommt das Z Pro daher. Sieht beim ersten Hinschauen zwar klasse aus, bei näherer Betrachtung werden aber einige Beulen und Blessuren sichtbar. Zwar hat die/das Packung/Smartphone in einer Luftpolsterverpackung mustergültig den langen Weg aus China ins Ländle angetreten, schön ist das nicht. Und vertrauenserweckend schon einmal gar nicht. Da will man zugleich hoffen, dass dem Smartphone nichts passiert ist.
Entwarnung beim Öffnen: sichtbare Schäden hat das Z Pro nicht genommen, vielleicht muss UmiDigi aber trotzdem die Verpackung überdenken. Als Käufer hätte ich mich gleich zu Beginn erschrocken und ein wenig geärgert.
Beim Zubehör beschränkt man sich auf die allernötigsten Dreingaben: Akku, Ladengerät, USB-Typ-C-Kabel. Ohrhörer, eine Displayfolie (außer zum Transportschutz) oder ein Cover sucht man vergebens.
Ausstattung und Features auf einem Blick
Dimensionen | 154 x 76 x 8,2 mm |
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Gewicht | 175 g |
Display/Auflösung | 5,5 Zoll, IPS FullHD |
Kameras | 13/13 Megapixel |
CPU | MediaTek Helio X27 |
Speicher/RAM | 32GB, erweiterbar, 4 GB RAM |
OS | Android 6.0 Marshmallow,Stock mit einigen Extra-Features |
Akku | 3800 mAh |
Extras | DualSIM, USB-Typ-C |
FARBE | Schwarz |
Design & Verarbeitung fahren Pluspunkte ein, obwohl (oder gerade deswegen) dreist bei den großen Vorbildern abgekupfert wird. Oder Kurzum: eine Reminiszenz an Samsung, HTC und Apple
Kommen wir zuerst mit einigen Fakten und schauen, ob sie sich negativ auswirken. Das UmiDigi Z Pro ist weder besonders schlank, noch als graziles Leichtgewicht zu bezeichnen. Es lässt mich spontan an mein letztes Review zum Vernee Apollo denken. Selbiges kurz aus der Schublade geholt und verglichen: von den Dimensionen und vom Gewicht schenken sich die beiden Kontrahenten nicht viel. Wo ich aber beim Apollo viel Grund zum Meckern hatte, schaue ich hier darüber hinweg. Das ist einerseits nach objektiven Kriterien betrachtet reichlich inkonsequent, zeigt andererseits aber, dass der Weg zu hohen Wertungen und zur Käufergunst über Emotionen führt. Das Apollo wirkt auf mich klobig und eckig, dem Z Pro verzeihe ich dagegen aufgrund des gelungen Designs so manches Pfund respektive Gramm zu viel.
Böses Zungen mahnen an, dass man sich dreist an Apple, HTC und Samsung bedient hat. Sie haben Recht damit. Besser gut geklaut als schlecht entwickelt, trifft es hier ganz gut.
Beim Thema Verarbeitung habe ich wenig Grund zu meckern: die verwendeten Materialien fühlen sich hochwertig an. Spaltmaße und Druckpunkte der Knöpfe sind gut. Wie es um die Langlebigkeit bestellt ist, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen. Das Display (2,5D gehärtetes Dinorex Glas) fühlt sich gut an und lässt die Darstellung ein wenig wie beim Samsung Galaxy S7 wirken. Ein Zufall, dass die optional einblendbaren OnScreen-Buttons standardmäßig wie bei den Modellen der Südkoreaner angeordnet sind? Verschwörung, subtile Beeinflussung – ich sage einfach: gut gemacht!
Eingaben werden zügig erkannt und abgearbeitet, sowohl beim Tippen mit der Tastatur, als auch bei der Bedienung in den Einstellungsmenüs, konnte ich keine Fehltreffer oder über Gebühr hohe Wartezeiten feststellen. Das hat mich erstaunt, las ich in anderen Reviews doch manchmal genau das Gegenteil. Vielleicht habe ich ja ein ordentliches Modell erwischt.
„A bissle verkackt“: Zaghaftes, aber sinnvolles Erweitern von Vanilla Android, lahme Oberfläche, suboptimale Performance
Zum Einsatz kommt Android 6.0 Marshmallow, mit Sicherheitspatches vom Februar 2017. Gleich nach dem Auspacken wurde eine neue Firmware eingespielt. Meine Hoffnung auf Android Nougat währte aber nur kurz. Ob ein Upgrade tatsächlich jemals erscheint, bleibt fraglich. Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren.
Zum Spielen ist das Z Pro nur eingeschränkt zu empfehlen, aufgrund seiner Wärmeentwicklung ist es aber mit Sicherheit im Winter prima als Wärmekissen für die Hände geeignet – so spart man sich beim Zocken die störenden Handschuhe!
Die Chinesen haben nur wenig kosmetische Änderungen an Vanilla Android vorgenommen. Einige Funktionen sind aber Hersteller-spezifisch und per se gelungen. Es kommt etwa eine dezidierte Kamera-App zum Einsatz. Dabei sind auch ein Akku-Stromsparmodus sowie diverse Erweiterungen was das Display bzw. die Displayeinstellungen (etwa beim Thema Farbtemperatur) betrifft. Das ist sehr unauffällig geschehen und im Prinzip gut gelungen.
Warum ich trotzdem Grund zum Meckern habe? Der Launcher ist recht träge, die 10 Kerne erweisen sich einmal mehr als reine Marketing-Makulatur. Man sollte sich in Zukunft wohl verstärkt einer besseren Optimierung widmen. Eine ordentliche GPU wäre auch nicht verkehrt. Ein anderer Launcher wie Nova schafft indes ein wenig Abhilfe. Im Vergleich mit anderen Smartphones (etwa Mate 9) fällt auf, dass sich etwa die Kamera-App ein wenig Zeit lässt, bis sie auf Betriebstemperatur hochgefahren ist.
Dual-Kamera bringt nur wenig Vorteile, könnte aber durch ein ordentliches Update richtig gut werden!
Zu diesem Preis sicher sonst kaum zu bekommen, ist dieses Feature aber in der Praxis teuer erkauft. Reguläre Fotos sehen ordentlich aus, die Kamera-App bietet diverse Filter und Einstellungen für Bildbearbeitung. 4K-Videos und HDR-Aufnahmen gehen aber meist in die Hose – außer bei eitlem Sonnenschein.
In der Kamera stehen diverse selbsterklärende Modi bereit, etwa Panorama, Pro Photo, Facebeauty, Photo, Hohe (Dual-Kamera sei Dank!) und Mono. Richtig gut an dieser Stelle, dass UmiDigi vom hochgelobten Vanilla-Android abgewichen ist, denn diese Modi stünden ansonsten nicht zur Verfügung.
Wieder gilt: tolle Voraussetzungen, das Potenzial wird aber selten auch nur im Ansatz vollständig abgeschöpft: so verhält sich das UmiDigi Z Pro letztlich wie ein talentierter Kevin oder Justin, der die Schule verkackt. Vielleicht schafft es ja später einmal auf dem zweiten Bildungsweg einen ordentlichen Abschluss in Form diverser Updates, die die Software aufbohren. Bisher gilt: das Z Pro besteht nur durch Notenausgleich.
Jetzt bitte aber auch die Vorzüge erwähnen und nicht nur Kritik sonst kauft keiner das Z Pro und Du bekommst nie wieder was von UmiDigi zugeschickt!
Weshalb ich soviel Kritik ausüben, ist leicht erklärt: ich nehme das Z Pro sehr ernst und daher verzeihe ich Fehler nicht so leicht wie bei einem 100 Euro Handy. Daher verdient es sowohl Lob, als auch berechtigten Tadel. Launcher und Kamera gehören optimiert, ebenso könnte die Akkulaufzeit erhöht werden. Diese Punkte verhindern eine klare Empfehlung. So wirkt es aktuell unfertig und so, als wäre UmiDigi selbst unschlüssig darüber, was man mit dem Smartphone eigentlich erreichen möchte. Angesichts des nicht unerheblichen Preises würde ich es persönlich nicht auf einen Versuch ankommen lassen, dass das Z Pro in Zukunft nachgebessert wird.