Klingt doch super: Unitymedia-Kunden mit Fritzbox 6490-Modellen erhalten nun wenige Monate nach offiziellen Release das FRITZ!OS 7.0.1 Update.
Die über 77 Neuerungen in FRITZ!OS 7.0.1 gibt es aber längst nicht für alle Kundenkreise.
So etwa gehen Kunden in den teuren Business-Tarifen weiterhin leer aus und werden mit einer weiterhin völlig veralteten und verbuggten Firmware weiterhin alleingelassen.
Wer mir hier den Rat gibt, eine eigene Fritzbox anzuschaffen, soll bitte erst meinen Erfahrungsbericht hierzu lesen.
Kleiner Zwischenstand: aktuell warte ich immer noch auf über 200 Euro, die Unitymedia unrechtmäßig für die kostenlose Anmeldung der eigenen Firmware berechnet hat.
Ursprünglicher Beitrag von 1.10.2018 FRITZ!OS 7.0.1
Letzte Woche hat das Berliner Unternehmen AVM das beliebte und weit verbreitete Kabel-Modell FRITZ!Box 6490 auf Version 7 aktualisiert. Damit ist WLAN-Mesh für eine Vielzahl an Nutzern theoretisch machbar. Wenn da nicht die Update-Politik Nutzern einen Strich durch die Rechnung machen würde.
Ähnlich wie bei Android hat sich bei Provider-Boxen eine Praxis eingebürgert, Aktualisierungen erst mit großer Verspätung oder gar nicht auszurollen. Dabei enthalten diese wichtige Sicherheitsupdates und neue Funktionen, die vielen Kunden vorenthalten werden.
Die Praxis wird, auch unter den Hinweis der in Deutschland seit zwei Jahren herrschenden Router-Freiheit, mehr oder weniger stillschweigend hingenommen.
Sommer-Update abgebrochen, Fritz! OS 7 in weiter Ferne
Ab und an gibt es aber auch Nutzer, die nachfragen und wissen wollen, warum eine Aktualisierung nicht ausgespielt wird.
Im vorliegenden Fall hat man bei Unitymedia im Juni 2018 angefangen, Fritz!OS 6.88, eine speziell angepasste, im Funktionsumfang kastrierte Version, zu verteilen. Wegen der parallel stattfindenden Fußball-WM wurde das Roll-Out jedoch abgebrochen und auf die Zeit nach der Weltmeisterschaft vertagt.
Ein blöder Zufall, dass die blöde WM ausgerechnet dann stattfand, wenn Unitymedia eine wichtige Aktualisierung nachreichen wollte.
Zum Glück hat man das ja rechtzeitig gemerkt und die Callcenter-Mitarbeiter entlastet. Wer weiß, wie viele Anrufe diese vorzeitig hätten beenden müssen, weil tobende Fußball-Fans Özil nicht beim Nicht-Singen der Nationalhymne sehen.
Nach der WM ist vor der WM – bei Unitymedia i.Ü. sprichwörtlich. Bei vielen Kunden (mir inbegriffen) hat man es nämlich im Anschluss nicht mehr hinbekommen, die unterbrochene Aktualisierung nachzureichen.
Übersicht – diese Fritz!Box-Modelle könnt ihr bei Unitymedia verwenden
So schlage ich mich trotz (oder wegen) Business-Tarif noch immer mit der Uralt-Version OS 6.50 herum. Diese macht ein komfortables Einrichten, Anpassen oder Bedienen der Fritzbox zu einer Geduldsprobe.
Hinweis: FritzOS 6.50 bleibt für Business-Kunden, alle übrigen Kunden von Unitymedia haben Fritz!OS 6.88 bereits erhalten.
Fehler und kleine Ungereimtheiten sind damit an der Tagesordnung: so wird etwa bei einem Neustart das WLAN oder IPV6 wieder eingeschaltet. Ich nutze wegen vieler kleinerer Dinge daher noch einen Asus WLAN-Router hinter der Fritzbox. Eine Etage tiefer werkelt eine 7590 im Client-Modus. Mit Mesh hätte ich die Möglichkeit auf den zusätzlichen Router zu verzichten und ein einziges, etagenübergreifendes Netz einzurichten.
So viel vorab für alle, die nicht wissen, warum sich der ein oder andere Kunde eventuell ein wenig aufregt. Persönlich habe ich übrigens schon längst die Hoffnung auf ein zeitnahes Update verloren. Nach Version 7 zu fragen, hätte ich mir gar nicht getraut.
Wie aber mit Kundenanfragen umgegangen wird, hat mir dann fast die Sprache verschlagen.
Die Kollegen von deskmodder.de haben für einen amüsanten Sonntag bei mir gesorgt, in dem sie auf den offiziellen Twitter-Support aufmerksam machen:
Also Leute, jetzt mal im Ernst…Wir sitzen hier nicht rum und halten aus purer Freude Updates zurück. Wir informieren euch über den Stand der Dinge und erklären wie es nunmal bei uns läuft. Ihr habt die Routerfreiheit, ihr MÜSST NICHT unsere Fritzboxen nutzen. ?
— Unitymedia Hilfe (@UnitymediaHilfe) 30. September 2018
Vielleicht werde ich ja nur alt, aber seit wann muss mich eigentlich jedes Unternehmen ungefragt Duzen oder im superhippen flapsigen Tonfall ansprechen? Gehen wir abends ein Bier trinken, waren wir früher in angesagten Szenekneipen einen über den Durst löschen — zusammen mit unserem Stromanbieter?
Den richtigen Ton zu treffen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Schon gar nicht, wenn im Subtext eine ganze Menge Verachtung mitschwingt. Nach dem Motto: wie könnt ihr es wagen, nach unserer Update-Politik zu fragen?
Jetzt kann ich weder für den Verfasser der Anfrage sprechen, noch für die Mehrheit der Twitter-Nutzer. Ich gehe aber davon aus, dass keiner denkt, dass „Ihr/Du-Walter-lass-uns-mal-ein-Bier-zusammen-trinken“ aus „purer Freude“ Updates nicht veröffentlicht.
Es gibt hierfür sicher Gründe, die du deiner interessierten Kundschaft der Transparenz wegen nennen solltest. Du willst doch mehr User und money abgreifen, oder nicht, Brudi?
Könnt ihr das nicht, gibt es an irgendeiner Stelle ein großes Problem bei euch im Unternehmen.
Wie es bei euch läuft würde ich schon ganz gerne wissen. Also nicht, mit wem ihr abhängt und so. Eine nachvollziehbare Erklärung weshalb Updates so spät oder gar nicht kommen, weshalb der Support oft hundsmiserabel ist, würde mir genügen. Dauert es etwa so lange, weil ihr die DVB-C-Funktion entfernen müsst oder die eigenmächtige Update-Möglichkeit seitens der Benutzer? Ich weiß es nicht.
By the way:Genervt von der Duzerei? Ich hör jetzt auch damit auf.
Den Hinweis auf die Routerfreiheit hätte man sich besser geschenkt. Was soll damit ausgesagt werden? Das man bei Unitymedia keine ordentliche Hardware bekommt, oder, so könnte man die Twitter-Antworten interpretieren, ihr euch nicht mit informierten Nutzern auseinandersetzen könnt?
Angesichts der spärlichen Auswahl an Modellen, auf die der Unitymedia-Account an anderer Stelle höhnisch verweist, ist die Bemerkung zur freien Routerwahl völlig deplatziert.
Nicht immer will man sich einen eigenen Router zulegen. Was, wenn man kurzfristig den Wohnort wechseln muss? Dann hat man unter Umständen einen Router, den man gar nicht nutzen kann.
Ein seriöses Unternehmen macht seinen Kunden daraus keinen Vorwurf. Auf die Spitze bringt man es aber mit der unteren Antwort:
Jungs, gibt’s im eurem Leben auch noch andere Dinge als die Firmware von
AVM? Macht euch das total an? Werdet ihr feucht bei jedem neuen Update?
Das ist ja der pure Fetischimus. Mit lasziven Grüßen Rene
— Unitymedia Hilfe (@UnitymediaHilfe) 28. September 2018
Vielleicht war das irgendwie witzig gemeint und es klang beim Durchlesen vor dem Abschicken gar nicht bösartig. Ist halt nach hinten losgegangen.
Ich verstehe durchaus, dass es Leute gibt, die der kleinsten Verzögerung wegen den Untergang des Abendlandes herbeireden. Wie etwa neulich bei Version 6.0 der PS4-Firmware, die keine neuen Features mit sich brachte. Da konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, worüber man sich eigentlich aufregt.
Hier ist der Fall anders gelagert und man sollte Kritik nicht pauschal abtun. Vor allem wünsche ich mir einen Support, den ich bei Fragen oder Problemen gerne kontaktiere ohne zu fürchten, beleidigt oder bloßgestellt zu werden. Kriegste doch hin, René?