Mit Yoshi’s Wooly World legt Nintendo den nächsten Titel für die Wii U nach, der einen der beliebtesten Charaktere der Japaner zum Helden hat.
Ob das Spiel lediglich auf der Retro-Nostalgie-Welle reitet oder auch für das Jahr 2015 genug Substanz liefert, wollte ich unbedingt selbst herausfinden und habe mir daher Yoshi’s Wooly World zugelegt.
Das klassische 2D-Jump ‚N‘ Run-Abenteuer erscheint in einer günstigen Standard-Variante sowie einer inzwischen ausverkauften und nur noch völlig überteuert erhältlichen Collector’s-Version inklusive kultiger Yoshi-amiibo-Figur.
„Wolle Du kuscheln?“
Yoshi’s Wooly World ist das Werk der Good Feel Studios, die bereits bei einer anderen Klassiker-Neuauflage (Kirby und das magische Garn) mitgewirkt hatten. Naheliegend, dass der Name der Entwickler hier buchstäblich Programm ist, denn was das Wooly World auszeichnet und tatsächlich ziemlich einzigartig macht, sind die Wolle- und Garn-Elemente, die zwischen Spieler und Game ein engmaschiges Freundschaftsbändchen knüpfen wollen, dass sich selbst Wolfgang Petri (lebt der noch?) ein Exemplar knüpfen möchte.
Wohin man blickt-Wolle, Textil und Garn sind die stilbildenden Elemente aus der die lineare 2D-Welt von Yoshi aufgebaut ist. Wenn man so will, ist Yoshi’s Wooly World also redlich einfach gestrickt, was aber erstaunlicherweise in seiner naiven Ausstrahlung so lange funktioniert, bis man sich als erwachsener Spieler schmerzlich darüber bewusst wird, dass die eigene Kindheit schon längst passe ist und nun der Nachwuchs an die Daddelkiste ran darf.
Wetten, dass das Spiel so manches Band zwischen Vater und Sohn/Tochter zu schmieden imstande ist, zumindest öfters und stärker als irgend ein gehyptes, hyperrealistisches Ballerspiel auf der XBoxOne oder PlayStation 4?
Aufbau & Ablauf : klassische Nintendo-Zutaten
Wie immer reduziert Nintendo Intro- und Storyelemente auf das Wesentliche: ein paradiesisches Fleckchen Erde erfährt in Form eines (eigentlich niedlichen) Widersachers aus dem Nichts eine Störung und eure Aufgabe ist es, diesen Urzustand wiederherzustellen.
Wo andere Spieler gähnend abdanken bin ich froh, dass ich keine halbe Stunde über mich ergehen lassen muss, bis ich Bombast-Intros und die zimmergleichen Tutorial-Elemente anderer Spiele hinter mich gebracht habe. Full-Immersion und learning on the job statt einschläfernder Einführungen. Das ist gut, denn so kann ich die (halbe) Stunde, die ich zum Zocken in der Woche Zeit haben, sofort loslegen – Danke!
Gameplay – Vieles richtig, das wesentliche Element aber verpatzt!
Leider hat man bei Good Feel vergessen, was Nintendo-Spiele von heutigen Casual-Games für Smartphones und Tablets unterscheidet: Story und Einstieg sind zwar kurz und knapp, die Schwierigkeit muss aber schön hoch sein, damit es nicht zu profan und beliebig wird.
Ein Spiel in wenigen Stunden beim ersten Durchlauf durchspielen, war früher (was ein hässliches Wort!) einfach nicht drin – das wäre bei der geringen Auswahl an Alternativen und den gesalzenen Preisen für die Module der garantierte Selbstmord für jeden Publisher gewesen. Man versucht bei Yoshi’s Wooly World beide Welten zu verbinden – und scheitert. Wenn man im Spiel stirbt, so bleibt es beinahe ohne Konsequenzen, denn man macht einfach weiter, ad infinitum bis man die zugegeben exzellent designten Welten gemeistert hat.
Besser wäre es gewesen, wenn man Zeit und Leben als einschränkende Merkmale beibehalten hätte. So daddelt man sich stattdessen von Anfang bis Ende ziemlich mühelos durch, vielleicht nimmt man sich noch vor, alle versteckten Elemente zu finden, die man beim ersten raschen Durchzocken verpasst hat. So richtig Lust dazu habe ich persönlich aber eher nicht.